Jahresthema Bibel und Bild: Mit Kindern Kunst betrachten

Die Kunst ist ein Schritt vom sichtbaren Bekannten zum verborgenen Unbekannten. Khalil Gibran

Die Kunst ist eine Vermittlerin des Unaussprechlichen. Goethe
Ein Bild hat nur Leben durch den, der es betrachtet. Picasso
Als Kind ist jeder ein Künstler. Die Schwierigkeit liegt darin, als Erwachsener einer zu bleiben. Picasso

Warum wir mit Kindern Bilder – auch Bilder der Kunst – betrachten:

- Bilder bieten Sprechanlässe

- Bildbetrachtungen schulen die Wahrnehmung

- Fantasie und Kreativität wird durch bewusste Bildbetrachtungen angeregt

- Kinder (übrigens auch Erwachsene) können ihr Wissen durch Bilder erweitern

- In der religiösen Bildung nutzen wir Bilder um mit Kindern zu theologisieren

Pädagogische Mitarbeitende wählen Bilder gezielt aus

Folgende Kriterien können zur Auswahl eines Bildes führen:
- Werden die Themen der Kinder mit einem Bild aufgegriffen?
- Jahreszeitliches/Kirchenjahresfeste bestimmen die Auswahl
- Führt das Bild zu einer biblischen Geschichte, einem religiösen Thema hin oder dient es der
Vertiefung?
- Können durch das Bild Inhalte und Zusammenhänge besser verdeutlicht werden?
- Lädt das Bild zur Entdeckung religiöser und theologischer Fragestellungen ein?
- Kann ich mit Hilfe dieses Bildes eine (biblische) Geschichte erzählen?
- Dient das Bild einer meditativen Übung?
- Kann man mit dem Bild gestalterisch weiterarbeiten, um Inhalte zu ergänzen, vertiefen,
interpretieren, in den Alltag der Kinder holen?

Klar dürfte sein, dass Bilder mit positivem Inhalt gewählt werden, Bilder, die Hoffnung wecken, die Kinder stärken sind Mittel der Wahl.

Hinführung zum Bild

Es gibt verschiedene Möglichkeiten mit Bildern zu arbeiten:

  • Das Bild wird in einer Stuhlkreisrunde (Morgenkreis, religionspädagogische Einheit, Gesprächsrunde) zuerst mal unkommentiert den Kindern gezeigt.

  • Ich decke einen Teil des Bildes ab um das Interesse zu wecken.

  • Das gewählte Bild wird an exponierter Stelle im Raum als stummer Impuls aufgestellt.

  • Das Bild wir auf ein größeres leeres Blatt gelegt oder geklebt (Im Anschluss an die Bildbetrachtung kann das Bild von den Kindern noch „ergänzt“ oder erweitert werden).

  • Oder die Kinder nehmen sich selbst Blätter und Farben und gestalten ihre eigenen Bilder zum Thema oder zu der Geschichte. Selbstverständlich werden diese Bilder auch wertgeschätzt und in der nächsten Runde gemeinsam betrachtet oder ausgestellt. Vielleicht entsteht ja auch ein Projekt zu einem eigenen „Kinderbibelbuch“.

Bildbetrachtung

Die Kinder werden eingeladen, sich das Bild genauer anzuschauen. Gezielte, offene Fragen zum Bild helfen miteinander ins Gespräch zu kommen. Gesprächsregeln wurden vorher schon vereinbart. Es gibt bei einer Bildbetrachtung keine falsche oder dumme Aussage. Auch Kinder, die keine Worte finden, sondern nur mit Verhalten oder Gesten kommunizieren, werden ernst genommen.
Jeder Eindruck braucht einen Ausdruck – es gibt auch einen Körperausdruck ?

Fünf Schritte, die helfen ein Bild zu erschließen:

1. Was siehst du?

  • Was siehst du auf dem Bild? … Ich sehe…

  • Was fällt dir besonders auf?

  • Was findest du seltsam? Was verstehst du nicht?

  • Wie sehen die Menschen auf dem Bild aus? Ihre Haltung, Kleidung, Gesichter, Hände ... (Vielleicht probieren wir auch mal die besondere Haltung der Menschen auf dem Bild aus?)

  • Wie sieht die Landschaft auf dem Bild aus?

  • Welche Farben hat der Maler gebraucht?

2. Wie ist das Bild aufgebaut?

  • Was siehst du oben / unten / links / rechts / in der Mitte?

  • Was ist vorne auf dem Bild? Was ist hinten zu sehen?

3. Was löst das Bild in mir aus?

  • Erinnert dich das Bild an etwas?

  • Wie geht es dir, wenn du das Bild anschaust? Welche Gefühle spürst du in dir? Wird es dir warm bei dem Bild? Oder kalt? Angst? Freude?

  • Was ist für dich am wichtigsten bei diesem Bild?

4. Was hat das Bild zu bedeuten?

  • Kannst du dir vorstellen, dass der Künstler uns mit diesem Bild eine Botschaft schicken will?

  • Was meinst du, will das Bild sagen?

  • Hast du so etwas Ähnliches schon mal woanders gesehen oder selbst erlebt?

5. Wo ist mein Platz auf dem Bild?

  • Wo wärst du gerne auf diesem Bild? - Oder möchtest du gar nicht auf dem Bild sein?

  • An welchem Platz möchtest du gerne sein?

  • Oder welche Person/Tier/Gegenstand auf dem Bild wärst du gerne?

Neben Fragen gibt es auch die Möglichkeit, dass die pädagogische Fachkraft, die Kindergottesdienst-MitarbeiterIn selbst Impulse setzt, z.B. eine einfache Bemerkung zum Bild „dort ist es aber ganz schön hell“ oder spontane Gefühlsäußerungen oder Ausrufe. Wenn man auf eine besondere Stelle aufmerksam machen möchte, kann man auch mit dem Finger auf diese Stelle zeigen, den Blick eines Menschen auf dem Bild nachahmen. Ziel ist immer, die Kinder zu Äußerungen zu motivieren, Ausdruck, Sprache zu finden.

Am besten ihr probiert es gleich mal aus! 
z.B. mit dem Bild „Der Jakobssegen“ von Rembrandt van Rijn