Mirjam bekommt eine aufregende Aufgabe

Kennt ihr das Land wo die großen Pyramiden stehen?

Diese Pyramiden wurden von Menschen vor sehr sehr langer Zeit gebaut. Oft waren es Sklaven, Gefangene, die solche großen Bauwerke auf Befehl des Pharao bauen mussten. Die Menschen wurden nicht gut behandelt. Sie mussten schwer arbeiten und bekamen wenig oder gar kein Geld dafür.

Und da fängt meine Geschichte an.

Ich heiße Mirjam. Und ich gehöre zu dem Volk der Israeliten. Wir leben in Ägypten. Meine Eltern müssen sehr viel arbeiten und haben nicht viel Zeit für uns. Abends wenn sie von der Arbeit kommen, sind sie immer sehr müde. Oft schimpft mein Papa über die Bewacher, die Ägypter. Wenn er nicht schnell genug arbeitet, wird er auch geschlagen. Oft betet Papa am Abend: „Gott, wir gehören doch zu deinem Volk. Warum hilfst du uns nicht? Schicke uns doch jemanden, der uns aus dieser Gefangenschaft befreit, damit wir endlich wieder in Freiheit leben können! Amen.“

Ich habe Glück, Mama geht nun schon eine ganze Weile nicht mehr auf die Baustelle. Sie hat einen ganz dicken Bauch. Sie bekommt ein Baby. Oh wie ich mich freue! Ich bekomme noch ein Geschwisterchen.

Eines Tages kommt Mama nach Hause – aber sie ist sehr traurig. „Freust du dich nicht auf das Baby?“ frage ich sie. „Doch schon, Mirjam, aber der Pharao hat ein neues Gesetz erlassen: Alle Jungs, die geboren werden dürfen nicht bei den Eltern bleiben. Sie werden getötet. Der Pharao hat Angst, dass unser Volk zu stark wird.“ „Oh das ist ja schrecklich, Mama. Unser Baby soll leben! Ich will auch immer gut auf es aufpassen! Vielleicht wird es ja auch ein Mädchen“ sage ich schnell. „Ja, Liebes, ich will auch, dass es am Leben bleibt – unser Baby. Lass uns zu Gott beten, dass er uns hilft.“ Gemeinsam beten Mama und ich: „Lieber Gott, lass unser Kind gesund auf die Welt kommen. Und gib uns eine gute Idee, wie wir gut für das Baby sorgen können, damit es bei uns bleiben darf, wenn es ein Junge ist. Amen.“ Trotzdem ist Mama immer wieder sehr nachdenklich. Manchmal weint sie auch.

Sie geht nicht mehr auf die Straße, damit niemand merkt, dass wir ein Baby bekommen. Ich muss nun für uns das Essen besorgen. Aber ich helfe gerne.

Endlich ist es soweit und das Baby wird geboren. Papa und Mama freuen sich. Papa betet: „Danke guter Gott, dass alles gut gegangen ist. Du hast uns ein Kind geschenkt! Wir wollen gut für es sorgen. Hilf uns dabei. Amen. “ Das Baby ist gesund und kräftig – aber oh Schreck – es ist ein Junge. Da muss ich weinen. Mama weint auch. Was sollen wir nur machen? Ich denke immer wieder nach, was wir tun können. Aber mir fällt nichts ein.

Wir behalten das Baby bei uns. Wir verstecken es im Haus, wenn die Soldaten vorbei gehen. Und wenn Mose – so haben Mama und Papa das Kind genannt – weint, weil er Hunger hat, gehe ich schnell zu ihm und gebe ihm etwas zu trinken. Oder stecke im meinen Finger in den Mund, dann saugt er daran und ist still. Er kann auch noch nicht so laut schreien. Aber als er älter wird, sagt Mama: „Miriam, wir müssen uns jetzt etwas ausdenken. Wir brauchen ein Versteck für Mose. Ich habe Angst, dass er doch noch entdeckt wird.“ Ich dachte nach: „Vielleicht können wir ein Körbchen flechten und Mose hinein legen. Dann bringen wir das Körbchen an einen Platz, wo die Soldaten nicht hinkommen.“

Da strahlt Mama: „Du Mirjam, das ist eine gute Idee! Wir flechten zusammen ein Körbchen, machen es mit Pech wasserdicht und legen Mose hinein. Wir bringen ihn dann frühmorgens zum Nil. Dort kann niemand Mose hören, wenn er weint...“ „Und ich verstecke mich am Ufer und passe auf, dass ihn niemand wegnimmt. Oder wenn er schreit, bringe ich ihn schnell zu dir und du kannst ihn dann stillen“, unterbreche ich Mama. „Ja, so machen wir das. Du bist doch eine große Hilfe, Mirjam“, lobt mich Mama und drückt mich ganz fest an sich. Sie betet: „Danke guter Gott, dass du Mirjam so eine gute Idee geschenkt hast. Hilf uns, dass alles gut geht! Wir vertrauen dir. Amen.“

Gleich am nächsten Morgen machen wir uns an die Arbeit und flechten ein Körbchen. Mama nimmt dann Mose in ihre Arme und drückt ihn ganz fest an sich. Dann legt sie ihn in das Körbchen und zusammen schleichen wir uns zum Nil, dem großen Fluss. Ich habe jetzt doch ein bisschen Angst – ob ich das schaffe? Ich bin ja ganz alleine da. Und wenn tatsächlich jemand kommt und das Körbchen entdeckt? „Lieber Gott, hilf mir, dass ich es gut machen kann,“ bete ich leise für mich.

Dort, wo das Schilf ganz dicht ist, setzen wir vorsichtig das Körbchen mit Mose auf das Wasser. Ich verstecke mich im Schilf am Ufer. Von hier aus kann ich es gut sehen. Mama geht schnell weg. Mir wird es allmählich langweilig in meinem Versteck. Da höre ich Stimmen – oh weh, die Prinzessin, die Tochter des Pharao kommt mit ihren Dienerinnen.

Genau vor mir bleiben sie stehen – die Prinzessin geht ins Wasser um zu baden. Und schon ruft sie: „Hey Dienerin komm mal her – dort im Wasser schwimmt ein Kästchen. Hole es mir.“ Ich habe große Angst und halte die Luft an. Was passiert jetzt mit Mose? Oh weh… Sofort gehorcht eine Dienerin, sie steigt ins Wasser und holt das Körbchen. Die Prinzessin öffnet es und ruft entzückt: „Schaut mal ein kleines Baby – ach wie süß! Das ist bestimmt eines von den Hebräern… Aber das sollen die Soldaten nicht kriegen. Ich nehme es als mein Kind!“ Sie gibt ihm einen Kuss und streichelt es ganz zärtlich. Gott sei Dank – Mose muss nicht sterben. Aber was soll ich nur machen? Wenn die Prinzessin meinen Bruder mitnimmt, darf ich ihn auch nicht mehr sehen. „Lieber Gott, gib mir schnell eine gute Idee!“ bete ich.

Da sehe ich, wie sich die Frauen nach allen Seiten umschauen. Ich nehme all meinen Mut zusammen und krieche aus dem Versteck. „Sucht ihr jemand? Kann ich vielleicht helfen?“ frage ich schüchtern. „Ja, wir brauchen eine Frau, die gerade ein Baby bekommen hat und das Kind stillen kann, bis es alt genug ist, um richtige Sachen zu essen. Kennst du jemanden?“ erwidert die Prinzessin. „Ja, ich weiß, es gibt in unserm Dorf eine Frau, die könnte das Kind stillen. Ich hole sie gleich,“ antworte ich schnell. Und schon sause ich wie der Blitz los und renne zu unserm Haus. Ich freue mich und kann die ganze Zeit nur lachen und denken – ‚danke, danke, danke lieber Gott.‘ „Mama, Mama, komm ganz schnell,“ rufe ich schon von weitem, „die Tochter des Pharao hat Mose entdeckt, sie will ihn behalten. Du sollst Mose stillen.“ Mama lässt alles liegen und stehen und eilt schnell mit mir zurück zum Nil. Die Prinzessin schmust mit meinem Bruder, drückt ihn noch einmal an sich und gibt ihn Mama. „Pass gut auf ihn auf und versorge ihn ja richtig. Und bringe ihn mir immer wieder in den Palast, dass ich mich selbst überzeugen kann, dass es ihm gut geht. Er ist nun mein Sohn,“ befiehlt die Tochter des Pharao meiner Mama. „Ja, ja, ich werde sehr gut auf ihn aufpassen und ihn gut versorgen,“ beeilt sich Mama zu sagen. Froh und glücklich gehen wir nach Hause. Natürlich dürfen wir niemand erzählen, dass es mein Bruder ist, den Mama da versorgt. Schließlich ist er ja nun das Kind einer Prinzessin.

Fragen zum Nachgespräch:
Was meint ihr wohl, was der Papa am Abend sagte, als er seinen Sohn wieder im Arm halten konnte?
Was meint ihr, an welcher Stelle in der Geschichte war Mirjam besonders stark?
Wie die Geschichte mit dem Mose wohl weitergeht
?
Hast du auch schon mal etwas gemacht, wo du all deinen Mut gebraucht hast?
Oder hattest du auch schon mal eine gute Idee, die jemand anderem geholfen hat?

Den Originaltext könnt ihr in der Bibel nachlesen: 2. Mose 2,1-10

Man kann die Geschichte auch als Koffergeschichte erzählen.

(Vorlagen dazu können bei Lydia Würth, Religionspädagogin im Referat Kindertagesstätten, Diak. Werk Pfalz (lydia.wuerth(at)nospamdiakonie-pfalz.de) angefordert werden.)