Gemeinsam mit Klein und Groß in der Gemeinde/Ideen für mindestens einen Tag
Fiktives Gespräch als Vortrag mit eingeworfenen Gegenfragen
______________________________________________________________________________________
Inszenierung: Schwarz (Normalschrift) eröffnet vor dem Publikum ihre (seine) Ausführungen, Rot (Kursivschrift) schaltet sich aus dem Publikum ein.
Abendmahl mit Kindern soll heute unser Thema sein. Dabei wollen wir ganz praktisch zeigen, wie Abendmahl mit Kindern aussehen könnte, und wir wollen Fragen beantworten, die ...
Fragen? Also da hätte ich gleich mal eine Frage: Wieso sollen denn jetzt plötzlich Kinder zum Abendmahl dazu? Das war ja noch nie!
Auch wenn es uns so vorkommt, dass Kinder noch nie beim Abendmahl dabei waren, stimmt es nicht. Die ersten Christen waren Juden gewesen, bei denen Kinder ganz selbstverständlich beim Sedermahl dabei waren – und sogar eine wichtige Rolle hatten. Ausdrücklich berichten davon die Kirchenväter Cyprian und Augustin. In der orthodoxen Kirche wurde dieser Brauch bis heute beibehalten. Seit dem 6. Jahrhundert sind Gegner der Teilnahme von Kindern am Abendmahl bekannt. Aber erst 1215 wurde beschlossen, dass das Abendmahl erst ab dem 7., später sogar erst ab dem 10.-14. Lebensjahr gereicht werden sollte. Endgültig wurde erst 1562 entschieden: Kindertaufe ja – Kinder beim Abendmahl – nein! So verbietet Paul V. 1614 die Kinderkommunion. Für diese Entwicklung gibt es vor allem einen Grund: die wachsende Scheu vor den gewandelten Elementen Brot und Wein in Leib und Blut Christi. Die Reformatoren übernahmen die Altersgrenze von 14 Jahren, auch wenn zum Beispiel Luther und Bucer in ihren Theorien Kinder zum Abendmahl zugelassen hätten. Praktisch war es nicht so. Seit Mitte des letzten Jahrhunderts wird wieder über dieses Thema diskutiert. Es gibt heute viele Länder, Landeskirchen und Kirchengemeinden, in denen Kinder zum Abendmahl selbstverständlich zugelassen sind.
Ja, aber ich finde eigentlich, dass das Abendmahl doch nichts für Kinder ist. Die verstehen doch noch gar nicht, was das Ganze bedeutet.
Verstehen das denn die Erwachsenen? Was verstehen wir unter „Verstehen“? Ist Abendmahl überhaupt zu verstehen? Heißt es nicht ausdrücklich auch in der Abendmahlsfeier: „Geheimnis des Glaubens?“ Brot und Wein kann ich schmecken und begreifen. Vergebung kann ich erfahren. Gemeinschaft darf ich erleben. Danken und Loben will ich mit Leib und Seele. Dass Gott gegen-wärtig und lebendig ist, will ich spüren, erleben, glauben. Bei all dem steht nicht der Verstand im Vordergrund. Wenn das so wäre, wen müssten wir dann sonst noch alles vom Abendmahl ausschlie-ßen? Geistig Behinderte? Demenz-Kranke? Das würde doch ganz dem widersprechen, was Jesus getan, gesagt und vorgelebt hat.
Ja, aber ich finde eigentlich, Kinder müssen doch nicht alles haben. Heute dürfen sie alles und kriegen alles. Das ist modern. Wenn ich daran denke, was wir so als Kinder hatten ...
Ich finde auch, dass Kinder nicht alles haben sollen. Kinder brauchen durchaus auch das Gefühl von Grenze und Verzicht. Allerdings nicht beim Abendmahl. Warum sollen sie ausgerechnet auf so ein mit allen Sinnen erfahrbares Zeichen verzichten müssen? Dadurch, dass ich göttliche Nähe schmecken kann, ist Abendmahl auch Wegzehrung und Stärkung im Glauben. Die Chance, im Glauben entwicklungsgemäß zu wachsen ist für die Kinder viel größer, die Abendmahl mit feiern dürfen als für jene Kinder, die beim Abendmahl zurückgewiesen oder ausgeschlossen wurden. In die Abendmahlspraxis hineinzuwachsen ist in der Pubertät viel schwieriger! Das erleben wir doch immer wieder, wenn ganze Jahrgänge von Konfirmanden überhaupt keinen Bock mehr auf Abend-mahl haben.
Ach ja, das ist das richtige Stichwort für mich. Was ist denn eigentlich dann die Konfirmation noch Wert? Wenn das auch noch weg fällt – warum sollen sich die Kinder dann noch konfirmieren lassen? Für mich war das so bewegend, als ich bei meiner Konfirmation zum ersten Mal zum Abendmahl gegangen bin!
Die Taufe ist die Zulassung zum Abendmahl. Wenn wir Kinder taufen, dann haben wir auch die Verantwortung für sie. Es sollte ihnen möglich gemacht werden, in die Gemeinde hinein und in ihrem Glauben zu wachsen und sich zu entwickeln. Als Konfirmandinnen und Konfirmanden können die Kinder Glaubens-Inhalte und -Formen kennen lernen und dann ihrem Alter gemäß die Entscheidung der Eltern und Paten bestätigen. Das geschieht in der Konfirmation. Das gemeinsame Abendmahl mit der Familie und der Gemeinde ist dabei immer noch ein feierlicher und wichtiger Akt. Damit ist ja die Glaubensentwicklung eines Menschen nicht abgeschlossen. Auch Erwachsene wachsen und entwickeln sich weiter in ihrem Glauben. Wenn alle Getauften zum Tisch des Herrn kommen dürfen, haben wir eigentlich kein Recht, noch so etwas wie eine Prüfung als Hürde davor einzurichten. Die Einladung Gottes ist so umfassend, dass sie von unseren Maßstäben gar nicht abhängt.
Aber wenn ich an unsere Abendmahlsfeiern denke, dann kann ich mir Kinder da gar nicht so vorstellen. Ich muss mich doch immer fragen, ob ich würdig bin für das Abendmahl. Das steht doch in der Bibel. Das ist doch unmöglich. Kinder – sind die „würdig“? Ich meine: Können sie sich da so prüfen, wie Paulus das schreibt? Und dann soll ja auch die Feier würdig sein, oder?
Paulus beschreibt im 1. Korintherbrief als unwürdige Feier, dass nicht geteilt wird beim gemeinsamen Essen. Während manche schon reichlich gesättigt und vielleicht auch schon betrunken sind, bleiben andere hungrig, denn für sie ist nichts mehr da. Darin zeigt sich auch der Konflikt von Armen und Reichen in der Gemeinde. Paulus betont also, dass alle eingeladen sind und gerecht geteilt werden soll, damit die Feier Christus gerecht wird. Das soll jeder bei sich prüfen, ob er darin Christus gerecht wird. Hier ist keine Gewissenserforschung, Reue, Buße oder ähnliches gemeint. Die Feier soll würdig sein, sie soll gerecht sein für alle Eingeladenen. Vielleicht ist es eine dringende Anfrage an unsere Feiern, ob sie allen Eingeladenen – Erwachsenen, Jugendlichen und auch den Kindern gerecht werden.
Ja, aber ist denn das überhaupt in unserer Landeskirche erlaubt?
Der erste Antrag zum Thema wurde in der Synode 1965 von Dekan Linz, Neustadt gestellt. In unserer Landeskirche gilt die von der Landessynode 1977 beschlossene Regelung, dass Kinder nach entsprechender Vorbereitung und mit angemessener Begleitung zum Abendmahl zugelassen sind. Im Entwurf zur neuen Agende gibt es vier liturgische Vorschläge für Abendmahlsfeiern mit Kindern. Im Mai 2005 wurde in der Synode ein Gesetzesentwurf eingebracht, dass alle Getauften zum Abendmahl zugelassen sein sollen – also auch getaufte Kinder. Die Synode hat einstimmig – ohne Enthaltung und Gegenstimmen – dafür gestimmt, dass dieser Gesetzentwurf auf den Weg gebracht wird. Die Bezirkssynoden werden sich nun damit beschäftigen.
Aber ich kann mir das alles noch nicht so richtig vorstellen. Man müsste das mal erlebt haben – so mit Kindern beim Abendmahl und so ...
Dazu haben wir heute eine gute Gelegenheit! - Ich wünsche uns viele tolle Entdeckungen!
Nach der Einführung können verschiedene Workshops stattfinden (PDF-Dateien):
Workshop „Bedeutungen entdecken“
Workshop Bibeltheater: Spielstück zum Abendmahlsgottesdienst
Der Gottesdienst: „Mit Kindern das Abendmahl entdecken“