Mit der Lizenz für die Leinwand

Filme mit Vorführrechten sind bei der Bibliothek und Medienzentrale der Landeskirche stark nachgefragt

Dank kostenlos bereitgestellter Filme der Bibliothek und Medienzentrale zu stemmen: Kino im Gemeindehaus Altdorf. Foto: LM

Der Martin-Luther-Check“, „Storm und der verbotene Brief“, „Der Luther-Code“, „Lupenrein-Reformation“, „Luther Fast N’ Loud“: Betrachtet man die Liste der beliebtesten Download-Medien in der Bibliothek und Medienzentrale der Landeskirche, hat das Reformationsjubiläum dort seine Spuren hinterlassen. Seit einigen Jahren ist die Bibliothek und Medienzentrale am Medienportal der Evangelischen und Katholischen Medienzentralen beteiligt. Interessenten können sich hier einen Film direkt downloaden oder – wenn es eine schnelle Internetverbindung zulässt – mittels einen Computers auf den Beamer und die Leinwand oder das Whiteboard streamen. Alle Filme beziehungsweise Slideshows im Portal, sogenannte Bilderbuchkinos, werden mit Vorführrechten erworben, was erst den Einsatz im Unterricht oder in der Konfirmandenarbeit ermöglicht.

Regelmäßig hält Bibliothekarin Karin Feldner-Westphal Ausschau nach neuen Filmen. Mit Anbietern wie dem Evangelischen Medienhaus Stuttgart, dem Katholischen Filmwerk oder dem Zentrum für entwicklungsbezogene Filmarbeit sowie der Matthiasfilm GmbH, die sich auf Schul-, Lehr- und Unterrichtsfilme spezialisiert hat, steht die Bibliothek regelmäßig in Kontakt. Aber auch Nutzer tragen regelmäßig Wünsche und Ideen vor. Dann prüft Feldner-Westphal, ob sich ein Erwerb oder eine Verlängerung der Lizenzgebühren lohnt. Denn der Film selbst ist die geringste Investition, erklärt sie, und nennt ein Beispiel. So hat sie erst jüngst für das Werk „Jesus von Montreal“ für zehn weitere Jahre Lizenzgebühren bezahlt. 199 Euro wurden dafür fällig. Die Kosten für Verleih- und Vorführrechte können aber noch höher liegen. Besondere Angebote gibt es im Zuge der jährlichen Medienbörse der evangelischen und katholischen Kirche, die im vergangenen Jahr in Ludwigshafen stattfand.

Finanziert wird das kostenlose Angebot für die Nutzer über Mittel der Landeskirche. 15000 Euro stellt die Synode im letzten Haushalt für die Teilnahme am Onlineportal bereit. „Jetzt hoffen wir, dass wir diese Finanzierung auch im Anschluss bekommen“, sagt Bibliotheksleiterin Traudel Himmighöfer. Laut Äußerungen von Oberkirchenrat Michael Gärtner werde diese Sonder­zuwendung wohl nicht verlängert werden. „Ich hoffe, dass wir dann aber im Gegenzug unseren normalen Etat erhöht bekommen“, sagt Feldner-Westphal. Sonst sei die Teilnahme am Portal nicht mehr möglich. Denn seit 20 Jahren sei der normale Etat der Bibliothek gleichgeblieben und ohnehin schon sehr angespannt. Schließlich hätten sich die Preise in dieser Zeit Jahr für Jahr erhöht. Die Schere gehe immer weiter auf. Deshalb gehe auch die Anzahl der Neuerwerbungen zurück, sagt Himmighöfer.

Auf der anderen Seite ist die Nachfrage nach Filmen – sei es zum privaten Schauen oder zum Vorführen – da. 428 Kunden hat alleine das Donwload-Portal, in dem 722 Filme abrufbar sind. 70 Neukunden kamen 2017 dazu. An vorderster Front stehen Lehrer, die die Filme für ihren Unterricht benutzen, sagt Feldner-Westphal. Danach kommen Anfragen aus Kirchengemeinden, für Konfirmandenarbeit oder Kirchenkinos.

1758 Downloads zählte die Bibliothek- und Medienzentrale im vergangenen Jahr, dazu kamen 349 Streamings. Wie gut das Angebot ist, sieht Feldner-Westphal auch daran, dass immer wieder Anfragen von außerhalb der Landeskirche kommen. Allerdings können Filme nur innerhalb der jeweiligen Landeskirche genutzt werden. „Ich muss dann leider oft absagen“, sagt Feldner-Westphal.

Doch nicht nur über das Medienportal, auch ganz klassisch per Post wandern Filme nach wie vor zu den Interessenten. 15000 audiovisuelle Medien bietet die Bibliothek- und Medien­zent­rale aktuell an. Dazu zählen nicht nur DVDs, CD-Roms und Audio-CDs. Ausgeliehen werden auch Dias, Folien für Overheadprojektoren, Videokassetten und ganze Medienpakete. 2616 Medien wanderten im vergangenen Jahr über die Theke des Lesesaals, weitere 381 schickte die Bibliothek per Post heraus. „Dies ist möglich für Kunden, die mindestens 20 Kilometer von Speyer entfernt in der Pfalz wohnen“, sagt Feldner-Westphal. Zurückschicken müssen die Empfänger die Medien dann allerdings selbst. Die Nachfrage ist hier relativ konstant.

Feldner-Westphal weist immer wieder darauf hin, dass die Nutzer eine nicht kommerzielle Lizenz erwerben. Werbung machen für einen Film mit dessen Namen oder Eintritt verlangen darf eine Kirchengemeinde bei einem Kinoabend nicht. So soll vermieden werden, dass Gemeinden in Konkurrenz zu örtlichen Kinobetreibern treten. Viele Kirchengemeinden behelfen sich, in dem sie beispielsweise den Film umschreiben. Diese Vorschriften kennt auch Pfarrerin Elke Wedler-Krüger, die die Filme über die Medienzentrale in Speyer bezieht. Seit sieben Jahren veranstaltet sie in der Kirche Freimersheim das Kirchenkino. Auch im Gemeindehaus Altdorf sind regelmäßig Filme zu sehen.

Ursprünglich sei die Intention gewesen, Publikum anzuziehen, das mit der Kirche wenig am Hut habe, erzählt die Pfarrerin. Erreicht habe man aber eher der Kirche nahestehende Menschen. Trotzdem soll das Angebot fortbestehen. Konkurrenz zum Kino sieht sie darin nicht, schließlich werden nicht die jeweils neuesten Filme gezeigt. ­Vielmehr will die Pfarrerin mit der Auswahl der Filme den Leuten die Möglichkeit geben, miteinander ins Gespräch zu kommen, den Raum der Kirche anders zu erleben.

Ebenfalls Profiteur der Bibliothek- und Medienzentrale ist die Kirchengemeinde Odenbach, wo einmal pro Jahr Filme zu sehen sind. „Anders wäre das nicht zu finanzieren“, sagt Gemeindediakonin Kerstin Holtzhauser, die mit dem Jugendausschuss des Presbyteriums das Kino stemmt. Denn Eintritt wird keiner genommen, Popcorn und Getränke gibt es auf Spendenbasis. „Wir möchten so möglichst viele erreichen.“ Die Region sei sehr strukturschwach, sagt Holtzhauser. Umso wichtiger sei das Angebot besonders für Kinder und Jugendliche. Wie teuer es werden kann, hat Holtzhauser gesehen, als die Jugendzentrale Kusel im November eine Pyjamaparty für Mädchen mit Filmvorführung im katholischen Pfarrheim Kusel organisierte.

Dafür erwarb die Jugendzentrale eine Schirmlizenz bei der „Motion Picture Licensing Corporation“, einem kommerziellen Filmverleiher, erzählt Jugendreferentin Petra Seibert. Für etwas mehr als 200 Euro können nun innerhalb eines Jahres aus einer Liste Filme des Verleihers zur Vorführung gewählt werden. „Allerdings ortsgebunden.“ Gezeigt wurde Disneys aktueller Zeichentrickfilm „Die Schöne und das Biest“. Da es Disney-Filme generell bei der Me­di­enzent­rale der Landeskirche nicht gebe, sei diese Möglichkeit ausgeschieden. „Wir konnten uns das aber auch nur leisten, weil wir über das Bundesprogramm ,Kultur macht stark‘ gefördert wurden“, sagt Seibert. Florian Riesterer

Bibliothek und Medienzentrale, Rossmarktstraße 4, 67346 Speyer, Telefon 06232/667415, www.kirchenbibliothek.de; Donwload- und Streamingportal unter www.medienzentralen.de.

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