Hoffnung für ehemaliges ökumenisches Kneipenprojekt

Entwicklung von inklusivem gastronomischen Konzept im „Kreuz und Quer“ in Landau wird geprüft – Förderung durch die Aktion Mensch

Könnte im Idealfall Arbeitsort für Menschen mit Behinderung werden: Die ehemalige Kneipe „Kreuz und Quer“ in Landau. Foto: Iversen

Die Protestantische Stiftskirchengemeinde Landau blickt jetzt hoffnungsvoller in die Zukunft der 2016 geschlossenen Kneipe „Kreuz und Quer“: Mit der Bewilligung des im Spätjahr 2017 an die Aktion Mensch gestellten Förderantrags in Höhe von knapp 15000 Euro zur Entwicklung eines inklusiven gastronomischen Nutzungskonzepts sind erste Weichen gestellt für ein mögliches nachhaltiges Innenstadtangebot. Mit im Planungsboot ist das Diakonische Werk Pfalz als zuständiger Fachverband sowie die Bürgerstiftung Pfalz in Person ihrer Geschäftsführerin Christiane Steinmetz.

Im Herbst 2016 waren bei dem ökumenischen Kneipenprojekt nach 17 Jahren die Lichter ausgegangen. Infolgedessen war die Stiftskirchengemeinde als Unterstützer des insolventen Trägervereins Ichtys unter Beschuss geraten. Dass man seither um eine kirchenaffine Nachfolge für die Kellerimmobilie mit Biergarten bemüht ist, unterstreicht Martin Rieger, Vorsitzender des Presbyteriums. „Es herrschte Einigkeit darüber, dass eine künftige Nutzung im Einklang mit unseren christlichen Werten stehen sollte“, bestätigt auch Dekan Volker Janke.

Nachdem die Lebenshilfe Landau sich nach lebhaftem Interesse im Frühjahr 2017 überraschend zurückgezogen hatte, wurde die Idee, behinderte Menschen zu beteiligen, nicht aufgegeben. Er habe bei Steinmetz nachgefragt, die spontan ihre Unterstützung zugesagt habe, sagt Janke. Der von ihr formulierte Antrag an die „Aktion Mensch“ zur Entwicklung eines Konzepts für einen Inklusionsbetrieb wurde jetzt bewilligt. „Ziel ist, ein nachhaltig umsetzbares Modell für ein integrativ geführtes Café und Bistro zu entwickeln, das mit den örtlichen Voraussetzungen, dem sozialen Umfeld und in Kongruenz zu den Werten der Stiftskirchengemeinde betriebswirtschaftlich tragfähig ist“, so die Beschreibung der nächsten Schritte. Sie schließen eine Markt- und Umfeldanalyse mit vorhandenen gastronomischen Angeboten und Zielgruppen, mögliche bauliche Sanierung, Küchen- und Innenausstattung, barrierefreie Zugänge sowie die Berechnung der Betriebskosten, Miete, Personalbedarf und Öffnungszeiten ein. Geprüft wird auch, wie Menschen mit Behinderung in den Arbeitsablauf integriert werden können.

Koordinatorin ist Christiane Steinmetz. Sie unterstützt ein Arbeitskreis, dem außer dem geschäftsführenden Pfarrer vier Mitglieder des Presbyteriums angehören, das Ganze im Benehmen mit dem Diakonischen Werk. Bis 27. Januar 2020 können die Fördergelder abgerufen werden. Die Kirchengemeinde muss sich mit einem Eigenanteil von knapp 3000 Euro beteiligen.

Nachdem Konzept, Rechtsform, Investitionssumme und betriebswirtschaftliche Tragfähigkeit definiert seien, werde das Konzept mit dem Landesamt für Soziales, Jugend und Versorgung abgestimmt, sagt Steinmetz. Darauf folgt ein externes betriebswirtschaftliches Gutachten. „Nach eventuellen Nacharbeiten kann der Businessplan der Kirchengemeinde zur endgültigen Abstimmung vorgelegt werden.“ Alle Prüf- und Rechenmodelle seien ergebnisoffen. „Letztlich entscheiden Zahlen und Analysen, ob das Modell trag- und zukunftsfähig ist“, sagt Steinmetz. Wie Janke betont die Theologin, die als Vikarin beim Missionarisch-Ökumenischen Dienst im Team von Pfarrer Gerd Weber beim Aufbau von „Kreuz und Quer“ beteiligt war, dass man erst ganz am Anfang stehe. Im Idealfall könnte auf Dauer von fünf Jahren mit einer Anlaufförderung und Umbaubezuschussung von jeweils bis zu 250000 Euro gerechnet werden. Jeder Arbeitsplatz für einen Menschen mit Behinderung könnte zusätzlich mit 22500 Euro gefördert werden.

Auftrieb habe die gastronomische Idee nicht zuletzt durch die Resonanz beim Chawwerusch-Theaterprojekt zum Reformationsjubiläum erhalten. „Unser kurzfristig zum Leben erwecktes Café Bader war nach jeder Vorstellung gerammelt voll“, freut sich Janke noch heute. Auch gebe es Anfragen von Vereinen wegen regelmäßiger Anmietung sowie von Privatpersonen wegen Familienfeiern. „Das möchten wir gerne aufgreifen als weiteres positives Signal in Richtung Zukunft.“ Gertie Pohlit

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