Den Evangelischen in der Diaspora ein Gesicht geben

Theologiestudent Martin Kmec aus der Slowakei hospitiert bei Gemeindepfarrer Schmidt in Winnweiler – Vom Gustav-Adolf-Werk ermöglicht

„So ein Besuch wäre in einer großen Landeskirche gar nicht möglich gewesen“: Der Vorsitzende des Gustav-Adolf-Werks Pfalz Pfarrer Philipp Walter, Martin Kmec, Kirchenpräsident Christian Schad und Pfarrer Friedrich Schmidt aus Winnweiler. Foto: Landry

„Martin hat die Fähigkeit, einen herzlichen Kontakt zu den Mitgliedern der Gemeinde herzustellen.“ Dieses Lob kommt von Gemeindepfarrer Friedrich Schmidt aus Winnweiler. Er hatte einen Monat lang den Theologiestudenten Martin Kmec aus der Slowakei zu Besuch, der bei ihm hospitiere und den Alltag eines Gemeindepfarrers hautnah miterleben konnte. Der 23-Jährige, der gut Deutsch spricht, wohnte in dieser Zeit auch bei der Pfarrerfamilie.

Kmec hat derzeit Semesterferien. Mit einem Stipendium des Gustav-Adolf-Werks (GAW), des deutschen Diasporawerks für evangelische Minderheiten in aller Welt, studiert der junge Slowake seit September 2017 für ein Jahr an der Evangelischen Fakultät in Leipzig. Danach wird er sein Theologiestudium in der slowakischen Hauptstadt Bratislava fortsetzen, um in seinem Land Pfarrer zu werden.

In Leipzig lernte der Stipendiat den Vorsitzenden des Gustav-Adolf-Werks Pfalz kennen, Pfarrer Philipp Walter aus Rumbach. Der lud ihn für die Semesterferien in die Pfalz ein. „Ich engagiere mich dafür, dass künftig jedes Frühjahr ein junger Theologiestudent oder eine Theologiestudentin aus dem Ausland mit GAW-Stipendium bei uns in der Pfalz das Gemeindeleben kennenlernt“, sagte Walter. Denn diese jungen Frauen und Männer könnten den Evangelischen in der Diaspora mit ihrer Biografie ein Gesicht geben. „Auf diese Weise können die Protestanten in der Pfalz unser Anliegen im Gustav-Adolf-Werk, in ökumenischer Verantwortung unsere Partnerkirchen in Europa, Mittelasien und Lateinamerika beim Aufbau und Erhalt ihrer Gemeinden zu unterstützen, viel besser verstehen“, ist der pfälzische Vereinsvorsitzende überzeugt.

Martin Kmec habe dies eindrucksvoll gezeigt, versicherte Pfarrer Friedrich Schmidt, der auch GAW-Zweiggruppenleiter im Dekanat An Alsenz und Lauter ist. So habe der Theologiestudent unter anderem den Konfirmanden in Winnweiler über die Konfirmandenarbeit und die Konfirmation in seiner Evangelischen Kirche Augsburgischen Bekenntnisses in der Slowakei berichtet. Auch im Frauenkreis der Kirchengemeinde und im Religionsunterricht im Gymnasium in Winnweiler habe er über die Minderheiten-Situation seiner rund 250000 Mitglieder großen lutherischen Kirche referiert.

In den Sonntags-Gottesdiensten in Winnweiler und Lohnsweiler habe er Predigten gehalten. „Er hat mit seiner freundlichen, höflichen und gebildeten Art die Gottesdienstbesucher so beeindruckt, dass einige ihn zum Essen einladen wollten und sich gewünscht haben, ihn im August bei unserem Gemeindefest wiederzusehen“, berichtete Schmidt.

Mit ihm hat der angehende Theologe aus der Slowakei auch Trauerfeiern mit Urnenbestattung im Friedwald, Besuche in der Kindertagesstätte der Kirchengemeinde, in der Sozialberatungsstelle der Diakonie in Winnweiler und im Diakoniewerk Zoar mitsamt seiner Werkstatt für behinderte Menschen absolviert. Zum Abschluss besuchten die beiden gemeinsam mit Pfarrer Philipp Walter den Kirchenpräsidenten in Speyer. „So ein Besuch wäre in einer großen Landeskirche gar nicht möglich gewesen“, strich Walter die Vorzüge der Pfalz heraus.

„Das Praktikum hier ist der beste Teil meines Aufenthalts in Deutschland, ich erlebe direkt das Gemeindeleben und bekomme positive Rückmeldungen“, freute sich Martin Kmec. Im August will er wiederkommen und die Slowakei noch einmal vorstellen. Das Land habe 5,4 Millionen Einwohner. 62 Prozent seien römisch-katholisch, 5,9 Prozent Lutheraner und 3,8 Prozent griechisch-katholisch. Stärkste Gruppe der religiösen Minderheiten seien die Reformierten, die 1,8 Prozent ausmachten, gefolgt von Orthodoxen, Juden und Muslimen. In der Slowakei gebe es 18 staatlich anerkannte Kirchen und Religionsgemeinschaften. dob

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