Viel Engagement und drei Taufen mit Rheinwasser

Eine Woche Ferienspielaktion der Evangelischen Jugendkirche Ludwigshafen – Mit Kreuzzeichen aus Wasser an die eigene Taufe erinnert

Eine Woche Ferienspielaktion der Evangelischen Jugendkirche Ludwigshafen: Zum Abschluss wurden auf der Parkinsel drei Kinder getauft. Foto: Kunz

Taufwasser aus dem großen Strom: Teilnehmer der Ferienspielaktion besorgen das Wasser für die Taufen auf der Parkinsel. Foto: Kunz

„Viel Spaß im Mittelalter“ war das Motto der Ferienspielaktion der Evangelischen Jugendkirche Ludwigshafen, die am Sonntag mit einem Familiengottesdienst auf der Parkinsel zu Ende gegangen ist. Gleichzeitig sind drei Kinder getauft worden – mit Rheinwasser.

Dem Drachen ist ein Zahn gezogen worden. Das erfuhren die Gottesdienstbesucher in einem kleinen Theaterstück, das die Mittelalterwoche Revue passieren ließ. „Montag, Dienstag und Mittwoch gab es drei Workshops: den Kloster-, Gelände- und Kreativworkshop“, berichten die drei Teamer Jasmin (18), Eva (20) und Jan (16). Die 33 Kinder im Grundschulalter lernten dabei allerlei über das Klosterleben, gestalteten selber Kerzen und bemalten sogar Kirchenfenster. Jeder durfte ein kleines Fenster mit nach Hause nehmen. Zwei große Kirchenfenster, die während des Gottesdienstes ausgestellt waren, werden in der Protestantischen Jugend- und Versöhnungskirche in Ludwigshafen-Süd eingebaut.

„Am Donnerstag haben wir dann das Technoseum in Mannheim besucht und uns Erfindungen angesehen, die es schon im Mittelalter gab“, erzählt Jasmin. Am letzten Aktionstag nahmen die Kinder an einer Rallye teil. „Im Südweststadion durften sie Bogenschießen und einen Schwertkampf machen“, sagt Jan. Auf der Parkinsel ging es dann mit Jonglieren und Lanzenstechen sportlich weiter. Die Vorbereitungen für dieses abwechslungsreiche Programm haben ein halbes Jahr gedauert, wie die Teamer berichten. „Am meisten hat mir das Basteln Spaß gemacht“, sagt Clara. Die Neunjährige hat unter anderem aus Leder einen Beutel hergestellt, in dem nun das Taschengeld verwahrt wird.

Für Stadtjugendpfarrerin Florentine Grünewald war die Ferienspielaktion eine Premiere. „Es hat richtig viel Spaß gemacht“, zieht sie eine positive Bilanz. Begeistert hat sie vor allem das große Engagement der 17 Ehrenamtlichen, die sich um die Kinder gekümmert haben. Von morgens halb acht bis um 16 Uhr wurden die Kinder wie auch schon in den Vorjahren betreut, sodass die Eltern zur Arbeit gehen konnten.

Beim Abschlussgottesdienst der Ferienspielaktion im Schatten der alten Platanen auf der Parkinsel lernten die Erwachsenen dann gleich auch noch das Mottolied der Ferienspielaktion kennen, den Merseburger Zauberspruch. „Einis sa zum idis sa zum hera dou der“, lauten die ersten Worte des Textes. Ein Zungenbrecher. „Der Zauberspruch kommt aus dem Mittelalter und ist althochdeutsch“, erklärte Florentine Grünewald die unverständlichen Silben. Der Spruch solle bewirken, dass eine bestimmte Frau Gefangene befreien könne. Das habe aber in der Woche nicht geklappt.

„Offensichtlich“, so sagte sie augenzwinkernd, „können wir alle nicht zaubern.“ Im Mittelalter hätten viele Menschen an Zaubersprüche geglaubt. Erst Martin Luther habe festgestellt, dass die Menschen keine Zaubersprüche brauchen. „Denn Gott ist an unserer Seite“, so Grünewald. Auch ein Taufspruch sei kein Zauberspruch, sondern Worte für den Lebensweg des Täuflings, schlug die Stadtjugendpfarrerin den Bogen zu den drei Taufen, die am Sonntag unter freiem Himmel auf der Parkinsel stattfanden.

Zusammen mit dem Pfarrer der Versöhnungskirche, Michael Köhl, stellte Florentine Grünewald dann der Gemeinde die drei Täuflinge vor – Damon, fast ein halbes Jahr alt, die mit neun Monaten etwas ältere Mathilde und Lean Paul, der bereits in den Kindergarten geht und Reptilien, Spinnen und fleischfressende Pflanzen liebt.

Während die Gemeinde das Glaubensbekenntnis sprach, stürmten die Kinder zum Rheinufer, um Wasser zu schöpfen. Dieses wurde in Krüge umgefüllt und wurde zum Taufwasser. Drei Taufstationen waren aufgebaut – während die beiden Pfarrer die Kinder tauften, waren alle eingeladen, sich an der dritten Station mit einem Kreuzzeichen aus Wasser an die eigene Taufe zu erinnern. Zum Abschluss gaben Eltern und Paten den Täuflingen mit ihren Fürbitten viele gute Wünsche mit auf den Weg. rad

Meistgelesene Artikel