Der Abendmahlskelch bleibt in der Pfalz

Willi Walther aus Deidesheim schenkt dem Zentralarchiv einen Zinnbecher von 1807 aus Frankenstein

Präsentiert den Kelch der „Reformirten Gemeinde Franckenstein“: Willi Walther. Foto: LM

„Das ist jetzt erledigt, und ich freue mich, dass ich diesen Schritt unternommen habe“, sagte Willi Walther. Der 90-Jährige hat dem Zentralarchiv der Landeskirche einen Abendmahlskelch geschenkt. Archivdirektorin Gabriele Stüber nahm den Zinnkelch während eines Hausbesuchs bei dem Witwer in Deidesheim entgegen.

Der Zinnkelch trägt einen eingravierten Schriftzug: „Für Die Reformirte Gemeinde Franckenstein 1807“. Bei ihren Nachfragen über dessen Herkunft erfuhr Stüber von dem Spender Erstaunliches. „Meine Schwiegermutter Lina Goebels hat mir den Kelch, der aus ihrem Familienbesitz stammte, 1947 überantwortet. Das war für mich und meine Frau Elisabeth Auftrag, ihn in Ehren zu halten“, sagte Walther.

Der gelernte Buchbindermeister, der lange Jahre in einer Neustadter Druckerei gearbeitet hat und 1990 in den Ruhestand gegangen ist, widmet sich seither seinem heimatkundlichen Hobby. Er forscht unter anderem über die Ortsge­schich­te seiner Heimatgemeinde Frankenstein. Besonders die Geschichte ausgewanderter Pfälzer Mennoniten hat es ihm angetan. Er trug zahlreiche Unterlagen über die Geschichte Frankensteins und Diemersteins zusammen und verfasste mit Gerhard Michel für die Internetseite „Frankenstein-Historie.de“ den Beitrag „Der Mennonitenfriedhof im Diemersteiner Tal“. Das Duo verfasste auch den Beitrag „Ursprung der reformierten Gemeinde zu Frankenstein“, der 2008 in dem „Jahrbuch zur Geschichte von Stadt und Landkreis Kaiserslautern“ veröffentlicht wurde.

Walther hat herausgefunden, dass der Abendmahlskelch 1807 – also elf Jahre vor der pfälzischen Kirchenunion zwischen Reformierten und Lutheranern – hergestellt wurde. Die damaligen Kirchenältesten Paul Kölsch der Ältere, Johann Burkhardt und Johann Michael Nabinger stifteten ihn anlässlich der erneuten Indienststellung der wieder aufgebauten Kirche in Frankenstein, nachdem diese von französischen Truppen zerstört worden war. Elf Jahre später war der Kelch mit Gründung der unierten Gemeinde hinfällig.

Nach den Unterlagen, so hat auch Archivdirektorin Stüber herausgefunden, verkaufte der Posthalter Ritter aus Frankenstein den Kelch an den damaligen Bürgermeister von Frankenstein und Abgeordneten des Bayerischen Landtags, Peter Eymann (1789 bis 1855). Dieser war in zweiter Ehe mit Susanna Goebels (1809 bis 1878) verheiratet. Über ihre Linie wurde der Kelch in der Familie weitervererbt.

Seine Kinder, Enkel und Urenkel würden in Österreich und der Schweiz wohnen, sagte Willi Walther. „Aber ich möchte, dass der Kelch in der Pfalz bleibt, wo er hingehört. Daher habe ich ihn dem Zentralarchiv geschenkt.“ dob

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