Leitsatz: Wir sind mutig und schaffen das gemeinsam

Erste Kindersynode der pfälzischen Diakonie fordert mehr Mitwirkungsrechte und Freiheit – Materielle Wünsche stehen eher im Hintergrund

Präsentieren ihre Forderungen in der Gedächtniskirche: Teilnehmer der ersten Kindersynode der pfälzischen Diakonie. Foto: Landry

„Ein neues Klettergerüst, eine größere Rutsche und eine Pumpe, die funktioniert.“ Elias hat ganz konkrete Wünsche, wenn es um den Alltag in der Kindertagesstätte Villa Kunterbunt in Speyer geht. Er ist eines der rund 80 Vorschulkinder aus der ganzen Pfalz, die auf der ersten Kindersynode ihre Vorstellungen vom Zusammenleben in der Tagesstätte formuliert haben. Sie trafen sich vor Pfingsten im Mutterhaus der Diakonissen in Speyer, dort, wo auch die Landessynode tagt.

Ins Leben gerufen hat die Kindersynode das Diakonische Werk Pfalz. „Uns ist es wichtig, dass Kinder mitdenken und in Kindertagesstätten in Entscheidungsprozesse eingebunden sind“, sagt Pfarrerin Sabine Jung. Darum steht die Synode unter dem Motto „Habe Mut!“. Die eigene Meinung zu sagen, sei ein Grundsatz der Reformation, und das wolle man schon den Kleinsten mit auf den Weg geben. Auch Kirchenpräsident Christian Schad betonte dies in seiner Begrüßung vor den Kindern, ihren Erzieherinnen und den Mitarbeitern der Diakonie. „Gott hat dich lieb – darum kannst du mutig sein und deine Meinung sagen“, lautet die Botschaft, die er den Kindern mit auf den Weg gibt.

Die Kinder gehen jedoch nicht sofort an die Arbeit, sondern dürfen sich zunächst im Garten der Diakonissenanstalt austoben, gemeinsam spielen und Martin Luther kennenlernen. Den Reformator als Handpuppe haben Urd Rust vom Pfarramt für Kindergottesdienst und Michael Landgraf vom Bibelhaus in Neustadt im Gepäck. Als Käthe und Buchdrucker erklären sie den kleinen Synodalen spielerisch die Grundsätze der Reformation. Danach arbeiten die Kinder in Kleingruppen an ihren eigenen Leitsätzen. Elias aus der Villa Kunterbunt hat schon ein Plakat dabei, auf dem steht, was ihm und seinen Freunden wichtig ist: „Sei mutig. Du schaffst das!“ Andere Gruppen haben ähnliche Plakate mitgebracht, auf denen steht, was den Kindern am Herzen liegt. Freiheit, miteinander zu spielen, ein Zuhause, Schutz, aber auch Mitbestimmung sind die Themen, die sie einbringen.

Vor allem die Mitwirkung der Kinder steht im Zentrum der Synode: Die Kinder kommen zu Wort, sie tauschen sich aus und stimmen darüber ab, wie der Leitsatz ihrer Gruppe aussehen soll. Dabei stehen die materiellen Wünsche eher im Hintergrund: Weder das Klettergerüst noch die kaputte Pumpe stehen am Ende auf dem Wunschzettel, sondern eher immaterielle Dinge. „Wir sind mutig, und wir schaffen das gemeinsam“ ist der Kinderleitsatz, den Elias’ Gruppe erarbeitet hat. Kinder, die sich gegenseitig Mut machen und einander helfen, werden mit Buntstiften auf einen runden Pappkarton gemalt, den die Kinder stolz in die Gedächtniskirche tragen. Ein Detail sticht dabei besonders ins Auge: Mut lässt Kinder wachsen. In der Mitte haben Elias und seine Freunde ein Kind gemalt, das besonders groß und stark aussieht, als wolle es sagen: Ich schaffe das!

Geschafft und voller neuer Eindrücke feiern die Kindersynodalen den Abschlussgottesdienst in der Gedächtniskirche. Auch hier treten Käthe und Martin Luther auf, der erzählt, mit welchen Ängsten er zu kämpfen hatte und wie er wieder neuen Mut bekommen hat. Aus den selbst gestalteten Pappkartons mit den Leitsätzen der Kinder entsteht Blatt für Blatt eine überdimensional große Lutherrose. Dann übergeben die Kinder ihre Leitsätze an Synodalpräsident Herrmann Lorenz und Oberkirchenrat Manfred Sutter. „Wir werden diese der Synode zur Verfügung stellen“, verspricht Sutter. Die Sätze der Kinder seien für sie ein wichtiger Prüfmaßstab. Auch für Lorenz ist die Mitarbeit der Kinder sehr wichtig: „Ich sehe das als Mitarbeit in unserer Kirche an und bin froh, dass eine Generation heranwächst, die die Kirche mitgestaltet.“

„Vielleicht“, so lautet die Antwort der Kinder auf die Frage, ob sie gerne noch einmal auf einer Kindersynode dabei sein wollen. „Es war schön, aber auch sehr anstrengend“, ist der Tenor unter den Jungsynodalen am Ende des Tages. Für Sabine Jung vom Diakonischen Werk steht schon fest: Es wird auch nächstes Jahr eine Kindersynode geben – und zwar anlässlich des Unionsjubiläums in Kaiserslautern. Stefan Mendling

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