Im Bilderbuch „ Ente, Tod und Tulpe“ von Wolf Erlbruch bemerkt die Ente: „Manche Enten sagen, dass man zum Engel wird und auf einer Wolke sitzt und runter auf die Erde gucken kann.“ „Gut möglich“, sagte der Tod. „Flügel habt ihr ja immerhin schon.“ Später ergänzt die Ente: „Manche Enten sagen auch, dass es tief unter der Erde eine Hölle gibt, wo man gebraten wird, wenn man keine gute Ente war.“ Und was sagt der kluge Tod darauf? „Erstaunlich, was ihr Enten euch so erzählt – aber wer weiß.“
Genauso ist es: Wer weiß das schon? Niemand kommt zurück und erzählt es uns. Darum ist die Frage, was nach dem Tod aus uns wird und wie Gottes Himmel aussieht ideal für den Beginn eines offenen Gespräches mit den Kindern, bei dem alle auf gleichem Niveau sind. Wir können als Erwachsene beisteuern, was wir an Informationen über Gottes Himmel in der Bibel finden, zum Beispiel:
Gott hat die Tiere geschaffen. Die ganze Schöpfung ist sein Werk und liegt ihm am Herzen.
In der Noahgeschichte sorgt Gott dafür, dass die Tiere überleben und rettet sie in der Arche. Sein Bund mit den Menschen schließt die Tiere ein. Gott sind offensichtlich die Tiere genauso wichtig wie die Menschen.
Gott liebt die Tiere, denn er sagt: «Denn alle Tiere gehören mir ohnehin, das Wild im Wald und auf dem Feld, die Tiere auf den Bergen und Hügeln. Ich kenne jeden Vogel unter dem Himmel und die vielen kleinen Tiere auf den Wiesen.» (Psalm 50,10+11)
Auch in der himmlischen Friedensvision des Jesaja sind Tiere eingeschlossen: «Dann werden Wolf und Lamm friedlich beieinander wohnen, der Leopard wird beim Ziegenböckchen liegen. Kälber, Rinder und junge Löwen weiden zusammen, ein kleiner Junge kann sie hüten. Kuh und Bären teilen die gleiche Weide und ihre Jungen liegen beieinander. Der Löwe frisst Heu wie ein Rind. Ein Säugling spielt beim Schlupfloch der Viper, ein Kind greift in die Höhle der Otter.»(Jesaja 11,6-8)
Wenn Tiere offensichtlich in Gottes Liebe eingeschlossen sind, warum soll er sie dann nach dem Tod ausschließen? Ich persönlich kann mir den Himmel bei Gott auch gut als paradiesischen Garten vorstellen. Tatsächlich gibt es keine ausdrückliche Bibelstelle, in der steht, dass unsere Haustiere auferstehen und in den Himmel kommen werden. Aber es gibt viel in unserer Welt, das (noch) nicht in der Bibel steht. Deshalb suchen wir ja nach Hinweisen, hier wie dort.
Nicht nur für Kinder ist es wichtig, ein tröstendes und möglichst tragendes Hoffnungsbild zu entwickeln, das die schmerzhaften Erfahrungen des Lebens zu ertragen hilft. Wenn einem Kind in der Trauer um sein geliebtes Haustier die Hoffnung genommen wird, kann das Folgen für das ganze Leben haben. Andererseits bieten die biblischen Hoffnungsbilder schon schöne Folien, die wir im Gespräch bunt und fantasievoll ausmalen können. Das Bild vom Himmel, wo wir als Engel auf der Wolke sitzen, trägt nur so lange, bis wir zum ersten Mal über den Wolken fliegen. Was ja durchaus beeindruckend aber mit Blick auf einen solchen Glauben ernüchternd sein kann.
Kreativ gestalten kann man das biblische Motiv „Gottes Haus hat viele Wohnungen“, das wir von Jesus kennen (Johannes 14,2-3). Die Kinder könnten in Schuhkartons ihre „Zimmer bei Gott“ einrichten. Und ich bin mir sicher, dass da auch Haustiere vorkommen. Die Kartons bilden schließlich das Haus, dessen „Einweihung“ wir gemeinsam mit einem Festessen begehen können. Ein Hoffnungsbild, das alle Sinne anregt und emotional tief verwurzelt wirken kann.
Hoffnungen über dieses Leben hinaus sind lebenswichtig in einer Welt, die ihre Hoffnungen im Diesseits sucht, woran ja viele dann auch verzweifeln. Es spricht nichts dagegen, wenn wir mit den Kindern eine Vision vom Himmel mit unseren Lieben – auch den geliebten Tieren – entfalten. Sie soll tragen und gut tun. Dann hat sie ihren Zweck erfüllt. Und Gottes Himmel wird sowieso unfassbar und unbeschreiblich gut sein. Das können wir uns ja gar nicht vorstellen!
Urd Rust, Pfarrerin für die Kindergottesdienstarbeit der Evangelischen Kirche der Pfalz