Trump erinnert an Kaiser Caligula

von Martin Schuck

Martin Schuck

Donald Trump ist unter den amerikanischen Präsidenten eine Ausnahmeerscheinung. Noch nie hat einer seiner Vorgänger Verbündete so brüskiert wie er, indem er das Verteidigungsbündnis Nato als überflüssig bezeichnete oder der Europäischen Union den Wirtschaftskrieg erklärte. Und weder nimmt er die politischen Institutionen des Staats, den er regiert, ernst noch hält er sich an die Gepflogenheiten eines aufgeklärten Umgangs mit der Öffentlichkeit: Nicht über die seriöse Presse teilt er sich mit, sondern über den Kurznachrichtendienst „Twitter“.

So gibt Trump ein Bild ab, das ihn mal als größenwahnsinnig, als zynisch oder als eiskalt am eigenen Vorteil orientiert erscheinen lässt. Er erinnert an jenen Herrscher, über den der Historiker und spätere Friedens­nobelpreisträger Ludwig Quidde 1894 einen satirischen Essay schrieb: „Caligula. Eine Studie über römischen Cäsarenwahnsinn“.

Quidde beschrieb mit Caligula, dessen Herrschaft von 37 bis 41 nach Christus genauso lange dauerte wie eine amerikanische Präsidentschaftsperiode, einen römischen Kaiser, der im Laufe seiner Herrschaft ­größenwahnsinnig und geisteskrank wurde. Dieses Bild prägt seither die Wahrnehmung von Caligula. Neuere Darstellungen stellen Caligulas Geisteskrankheit jedoch infrage. Caligula sei vielmehr ein zynischer Machtmensch gewesen, der durch gezielte Demütigungen des Senats die unklare Stellung des Kaisers in der römischen Verfassung in Richtung einer Alleinherrschaft verfestigen wollte. Dabei konnte er nur mit Gewalt gestoppt werden. Genau hier enden die Parallelen zu Donald Trump: Bis jetzt erwiesen sich die politischen Institutionen der USA als stark genug, um Trumps Wahnsinnsfantasien an der Realität zerplatzen zu lassen.

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