Schlachtgesang und Weihnachtslied

von Klaus Koch

Klaus Koch

Die Kommerzialisierung aller Lebensbereiche schreitet voran. Nur weil sich die Scheichs aus Katar beim korruptionsverdächtigen Fußball-Weltverband Fifa die Weltmeisterschaft im Jahr 2022 gekauft haben, wird das WM-Finale womöglich einen Tag vor Heiligabend stattfinden. Eine Vorstellung, der bisher nur der Verband deutscher Brauer etwas abgewinnen konnte. Immerhin werde dann bei Übertragungen der Spiele im Freien das Bier nicht warm.

Für die Kirchen ist eine Fußball-Weltmeisterschaft während der Adventszeit ärgerlich. Schon jetzt führen Hektik und Konsumzwang bei vielen Menschen zu absurdem Vorweihnachtsstress. Wenn da noch die Begeisterung der Fußballfans im Verwandten- und Bekanntenkreis hinzukommt, wird es gänzlich chaotisch. Das Wesen und der tiefere Sinn der Advents- und Weihnachtszeit werden dann noch mehr in den Hintergrund gedrängt. Dennoch ist es richtig, dass die pfälzische Landeskirche ob des möglichen Zeitplans nicht die Spaßbremse geben will, sondern gelassen und originell reagiert. Eine Kirche des erhobenen Zeigefingers wäre vielleicht moralisch im Recht, könnte aber nichts zum Besseren wenden.

Natürlich ist die Vorstellung befremdlich, dass die Schlachtgesänge der Fußballfans auf das „Oh du fröhliche …“-Gebimmel der Weihnachtsmärkte trifft. Aber dennoch gibt es bessere Gründe und Anlässe für die Kirchen, dagegen zu protestieren, dass alles im Leben vor allem unter dem Aspekt des wirtschaftlichen Nutzens beurteilt wird. Denn immerhin schafft es der Fußball, dass sich Menschen unterschiedlicher sozialer Schichten und unterschiedlicher Herkunft gemeinsam begeistern. Und diese Milieuverbindung will ja auch die Volkskirche erreichen.

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