Im Jahr nach dem Fest der Reformation

von Hartmut Metzger

Hartmut Metzger

Ein Jahr nach dem 500. Jubiläum der Reformation feiert die „Evangelische Kirche der Pfalz (Protestantische Landeskirche)“ – so der offizielle Name – das 200. Jahr ihrer Gründung. 1818 ist sie durch Zusammenschluss der lutherischen und reformierten Gemeinden in der bayerischen Rheinpfalz entstanden. Dass für diese Kirchenunion die 300-Jahr-Feier der Reformation 1817 den äußeren Anstoß gab, machte jetzt eine Akademietagung deutlich. Vor allem standen aber die Wünsche der Bevölkerung bei der Pfälzer Kirchenvereinigung Pate.

Bereits im ausgehenden 18. Jahrhundert muss es in der Pfalz viele evangelische Mischehen gegeben haben. Anders wäre das Theaterstück des Mußbacher Pfarrers Karl Philipp Held aus dem Jahr 1803 wohl kaum zu erklären. Unter dem Titel „Ueber die Religionsvereinigung – Oder: Die Ursel hat Recht“ beschreibt er die Zustände einer Zeit, in der die Mädchen sonntags mit der Mutter in die eine Kirche gingen und die Buben mit dem Vater in die andere. 15 Jahre vor der Pfälzer Kirchenunion entwirft Held die Vision einer „Vereinigungskirche“, der übrigens auch die Katholiken angehören:

„Ursel, die Sache ist keines Sackbendels werth, es ist nur um der Ehre willen. Mir ist es ein thun, in welcher Kirche ich sitze. Ich höre Gottes Wort in der einen, wie in der anderen; es ist ein Evangelium, ein Gesang, ein Gebet da wie dort … Und seitdem ich weiß, dass Christus unser Herr an seinem Tisch keine Obladen gegessen hat …, sondern das Brod nahm, wie er es fand, so hab ich kein Bedenken mehr … Würfe man die zwei Kirchen zusammen, so wäre die Sache sogleich eins.“ Für die Pfälzer Protestanten ist das 1818 bereits geschehen, vom 7. bis 9. September 2018 soll gefeiert werden.

Meistgelesene Leitartikel & Kommentare