Die Karibik fasziniert die Päpste

von Klaus Koch

Klaus Koch

Nachrichten über Kuba sind immer auch wie Signale aus längst vergangenen Zeiten. Namen wie Fidel Castro, aber ganz besonders „Che“ Guevara standen über Jahrzehnte für linke Freiheitsideale auf der einen und für Schreckensvorstellungen der bürgerlichen Welt auf der anderen Seite. Kein Zufall also, dass die Karibikinsel vor über einem halben Jahrhundert im Zentrum stand, als die Nato und der Warschauer Pakt wegen der Stationierung sowjetischer Mittelstrecken­raketen auf Kuba an den Rand eines Dritten Weltkriegs gerieten.

Heute ist Kuba das letzte verbliebene Relikt der kommunistischen Länder. Und dennoch übt die Insel offenbar eine große Faszination auf katholische Päpste aus. 1998 reiste Johannes Paul II. in das Land, 2012 Papst Benedikt VXI. und nun Papst Franziskus. Das in der Vergangenheit eher religionsfeindliche Regime zeigte sich dabei jedes Mal kulant und gewährte zunehmend mehr Religionsfreiheit. 1998 führte es Weihnachten als religiösen Feiertag wieder ein, 2012 den Karfreitag. Und nach einem Gespräch mit Franziskus sagte Staatschef Raul Castro, er werde jetzt wieder anfangen zu beten.

Das Spannende an den Papstbesuchen sind aber nicht nur die religiösen Aspekte. Vor ­allem Franziskus ist daran gelegen, in dem kommunistischen Land das Ende der Ideologien zu propagieren. Nicht irgendwelchen Ideen, sondern den Menschen sei zu dienen, sagte er. Ein schöner Satz. Doch das Ende der großen ideologischen Auseinandersetzungen des vergangenen Jahrhunderts hat die Welt nicht friedlicher gemacht. In den vielen grausamen Konflikten und angesichts der großen Fluchtbewegungen scheint ein Menschenleben eher weniger zu zählen als zu den Hochzeiten des Ost-West-Konflikts.

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