Ehe für alle fegt Segnung weg

von Klaus Koch

Klaus Koch

Ein äußerlich, weltlich Ding sei die Ehe, sagte Martin Luther. Dieser Satz lässt gewiss nicht darauf schließen, dass der Reformator die sogenannte Ehe für alle begrüßt hätte. Aber er hat der Ehe damit die Heiligkeit ­genommen. Heute, 500 Jahre nach dem Thesenanschlag, wird in Deutschland jede dritte Ehe wieder geschieden, viele Menschen leben ohne Trauschein zusammen oder heiraten nur des Finanz­amtes wegen. Heilig ist da wahrlich nichts mehr. Da liegt es auf der Hand, die Ehe für alle zu öffnen.

Dennoch war es falsch, das Gesetz im Schweinsgalopp durchs Parlament zu jagen. Denn eine breite gesellschaftliche Debatte hätte dem Thema gutgetan. Es hätte sich die Möglichkeit ergeben, über moderne Formen der gegenseitigen Verantwortung zu reden, darüber, wie wir als Liebende, als Eltern, als Kinder alter Menschen verlässlich miteinander leben wollen. Und ebenso dringend ist eine Diskussion darüber, welche Bedingungen der Staat für unterschiedliche Lebensformen schaffen muss und wo er sich besser heraushält. Aber nein, es musste ja schnell gehen, das Gesetz sollte ja noch vor den Bundestagswahlen verabschiedet werden. So wurde eine Chance leichtfertig vertan.

Folgewirkungen wird die Ehe für alle sicherlich für die pfälzische Landeskirche haben. Sie unterscheidet noch akribisch zwischen der, in der Kirchenverfassung verankerten, Trauung von Mann und Frau sowie der lediglich in der Kirchenbuchordnung verankerten Segnung einer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft. Eines der Argumente dafür war, dass ja auch der Staat zwischen der Ehe und der eingetragenen Lebenspartnerschaft unterscheide. Diese Ausrede ist, wenn nicht das Bundesverfassungsgericht die Ehe für alle noch stoppt, jetzt weg.

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