Hauptsache der Ball ist rund und rollt

von Florian Riesterer

Florian Riesterer

„Der Ball ist rund“: Was einst Sepp Herberger formulierte, war lange das einzig Verlässliche beim Fußball. Schließlich lassen sich Partien schlecht voraussagen, klammert man von der Wettmafia getürkte Partien aus. Seit einigen Jahren ist eine zweite Gewissheit hinzugekommen: Große Turniere finden statt – komme, was wolle. Weil dieser Tage der Confederations-Cup in Russland beginnt, ist wieder viel diskutiert worden. Über die – inzwischen geänderten – Fifa-Vorschriften, die Reportern bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Russland untersagten, politische Themen aufzugreifen. Über das systematische russische Dopingprogramm. Und nicht zuletzt über die Annektierung der Krim.

Allerdings ist die Kritik an Menschenrechtsverletzungen in Russland ein Jahr vor der WM verstummt. Die Ausrichtung ist offenbar beschlossene Sache. Stattdessen wird sich auf Katar eingeschossen. Nicht dass das falsch ist. Schließlich haben viele unterbezahlte Arbeitsmigranten ihr Leben gelassen beim Bau der Stadien für die WM 2022 – an dem auch deutsche Firmen beteiligt sind. Dazu gibt es Vorwürfe, das ölreiche Emirat am Persischen Golf unterstütze Terroristen.

Wie viel Gewicht haben aber die Worte von DFB-Präsident Reinhard Grindel, der die Fußballgemeinschaft in der Pflicht sieht, große Turniere nicht in Ländern abzuhalten, die aktiv den Terror unterstützen? Antworten hat, wer weiß, wie viel Geld bei internationalen Turnieren auf dem Spiel steht. Eng verflochten sind der DFB und die Fifa, gut in Erinnerung sind die Ungereimtheiten um die Vergabe der WM 2006. So beschleicht einen das Gefühl, dass es zum guten Ton gehört, auf Missstände aufmerksam zu machen. An einem Boykott ist aber niemand ernsthaft interessiert.

 

 

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