Sag mir, wo die Blumen sind

von Hartmut Metzger

Hartmut Metzger

Angesichts des jüngsten Terroranschlags in London sollten wir ein altes Antikriegslied von Pete Seeger neu verstehen. Joan Baez hat es gesungen. Marlene Dietrich machte es mit ihrer Interpretation der englischen, französischen und deutschen Fassung in den 1960er Jahren weltbekannt: Sag mir, wo die Blumen sind. Wo sind sie geblieben? Sag mir, wo die Blumen sind. Was ist geschehn? Sag mir, wo die Blumen sind. Mädchen pflückten sie geschwind. Wann wird man je verstehn? Wann wird man je verstehn?

Wann werden die Terroristen verstehen, dass sie mit ihren wahnsinnigen Taten ihren Zielen nicht näher- und schon gar nicht in den Himmel kommen. Wann werden wir verstehen, dass dieser Wahnsinn Ursachen hat, an denen wir ganz und gar nicht unschuldig sind: zum Beispiel in den Flüchtlingslagern Palästinas nach der Gründung des Staates Israel, aber auch in Afghanistan und im Irak und im Einwirken auf arabische Despoten, deren Stammesgesellschaften längst noch nicht demokratiefähig waren.

Die Liste der Anschläge in Europa ist lang: Madrid im März 2004, London im Juli 2005, Moskau im März 2010, Moskau im Januar 2011, Brüssel im Mai 2014, Paris im Januar 2015, Kopenhagen im Februar 2015, Paris im November 2015, Istanbul im Januar 2016, Brüssel im März 2016, Istanbul im Juni 2016, Nizza im Juli 2016, Berlin im Dezember 2016, Istanbul im Januar 2017, Paris im März 2017, London im März 2017, St. Petersburg im April 2017, Stockholm im April 2017, Paris im April 2017, Manchester im Mai 2017 und jetzt London im Juni 2017. Bei all diesen Anschlägen, die immer häufiger werden, wurden mindestens 750 Menschen getötet und Tausende verletzt. Sag mir, wo die Gräber sind, was ist geschehn?

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