Palästina will verstanden werden

von Hartmut Metzger

Hartmut Metzger

In Beit Jala, bei Bethlehem, arbeitet ein junger Mann an der Rezeption der Abrahams Herberge: ein Begegnungszentrum und gepflegtes Hotel der evangelischen Gemeinde. Er heißt Mohammed, ist in einem Flüchtlingslager bei Bethlehem geboren, wo er mit seiner Frau und seinen beiden Kindern lebt. Mohammed ist Moslem, 35 Jahre alt, spricht fließend Deutsch und kennt sich bestens in Deutschland aus. Zum Deutschen Evangelischen Kirchentag vom 24. bis 28. Mai in Berlin fliegt er wieder hin, um dort das evangelische Begegnungszentrum auf dem Markt der Möglichkeiten zu vertreten. Aber Mohammed muss dafür über Jordanien reisen. Der Flughafen im nahen Tel Aviv ist für ihn nicht erreichbar. Selbst im nur wenige Kilometer entfernten Jerusalem war er noch nie.

Bethlehem und Beit Jala umschließen hohe Mauern. Den Blick zum nahen Jerusalem versperren riesige Trabantenstädte, die selbst in Europa heutzutage sehr verharmlosend „Siedlungen“ genannt werden. Mehr als 500000 Israelis leben inzwischen in solchen „Siedlungen“ im Westjordanland und in Ost-Jerusalem, die die israelische Regierung nun – angesichts der abstrusen Trump-Regierung – nochmals um 3000 Wohnungen ausweiten will. So kann es keinen Frieden geben.

Was Palästina braucht, ist guter Wille und Verständnis. Der Siedlungsbau ist seit Jahrzehnten das Hindernis auf diesem Weg. 50 Jahre nach dem Sechstagekrieg geht es nicht mehr um Sieger und Besiegte. Es geht um zwei verlorene Generationen und um die Zukunft der Dritten, um Mohammed und – nennen wir ihn – David, die sich nicht kennen, diesseits und jenseits der schrecklichen Mauer. Eine Reisegruppe des KIRCHENBOTEN macht sich im Oktober auf den Weg: Ein Versuch, Palästina zu verstehen.

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