Es gibt Anlass zum Optimismus

von Klaus Koch

Klaus Koch

Das 20. Jahrhundert in Europa wird im Rückblick zu Recht oft als das Jahrhundert furchtbarer Kriege und menschenverachtender Diktaturen bezeichnet. Doch es ist auch das Jahrhundert, in dem diese Diktaturen überwunden wurden und eine historisch einmalige Zeitspanne des Friedens begann. Zu verdanken sind diese weltgeschichtlichen Sensationen mutigen und zuversichtlichen politischen Führern und vielen ganz normalen Menschen, die sich nicht einschüchtern ließen, sondern mit Mut und Zuversicht für eine humane und freie Zivilisation eintraten. Sie haben letztlich gewonnen.

Doch diese Sieger sehen heute nicht ­besonders überzeugend aus. Zu Autokratie, ­Populismus und Antiliberalismus neigende Politiker wie Erdogan, Putin oder Trump wirken deutlich selbstbewusster, optimistischer und mächtiger als die für Demokratie und Freiheit eintretenden Obama, Merkel oder Hollande. Die Probleme Deutschlands waren 1945 oder 1989 deutlich größer als heute. Aber paradoxerweise sind heute die Angst und Unsicherheit der Menschen ­größer. Eben deshalb wurde in nahezu allen Kirchen zum Jahreswechsel gegen die Angst und für die Hoffnung gepredigt.

Natürlich geben derzeit Terror und Flüchtlingskrise reichlich Gründe für Skepsis und Sorgen. Doch das ist etwas anderes als Angst, aus der Wut und Hass entstehen. Diese antisozialen Gefühle zerstören Freiheit und Humanität. Dabei haben die Menschen 2017 in den demokratischen Ländern Anlass zu politischem Optimismus. Denn eine freie Gesellschaft hat zwar nicht für alle Probleme gleich die beste Lösung parat. Aber sie ist ein System, das grandios nachgewiesen hat, dass stetige Prozesse von Versuch, Irrtum und Korrektur eine Gesellschaft weiterbringen.

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