Die Angst vor der schönen neuen Welt

von Hartmut Metzger

Hartmut Metzger

Womöglich ist die globalisierte und digitalisierte Welt derzeit zu kompliziert geworden für viele Menschen, die auf ihr wohnen, sich dort aber nicht mehr zu Hause fühlen. Da gibt es wirtschafts- und finanzpolitische Entwicklungen, die sie nicht mehr überschauen können. Da gibt es heftigen Streit auf der großen politischen Bühne über die richtigen Antworten, denen inzwischen viele eine existenzielle Bedeutung zuschreiben. Die Menschen verlieren den Überblick und bestätigen ihre Hilflosigkeit in den digitalen Medien; indem sie alle verdammen, die nicht ihrer persönlichen Suche nach dem einfachen Weltbild entsprechen.

Die Folgen sind logischerweise nicht logisch, aber sie sind bekannt und riskant: Rechtspopulistische Parteien vernetzen sich gegen Europa und den Islam und das „politische Establishment“. Eigentlich ein Treppenwitz der Geschichte angesichts der nationalen Herkunft dieser Gruppen. Zum Beispiel: der französische Front National, die deutsche AfD und die österreichische FPÖ – obwohl es hier schon ein historisches Vorspiel gab. Seltsamerweise bewundern sie alle den kleinen, starken Mann im Kreml und seinen großen Nachrücker im Weißen Haus.

Nun geht es aber nicht um all die Populisten, die auf den Ängsten und Stimmungen in schwierigen Zeiten ihr politisches und privates Süppchen kochen. Seriöser Politik muss es um all die Menschen gehen, die sich verleiten lassen – von denen, die die Welt aus den Angeln heben wollen. Hier sind aber gerade die etablierten Parteien des Deutschen Bundestags zur Umkehr aufgerufen. Es wurden zu viele Fehler gemacht. Es geht nicht darum, die Polit-Populisten zu verteufeln. Es geht darum, die verängstigten Menschen ernst zu nehmen, die sie wählen.

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