Der Wind gibt seine Antwort preis

von Hartmut Metzger

Hartmut Metzger

„Die Antwort, mein Freund, weiß allein der Wind“, heißt es in seinem Lied: „Blowin’ in the Wind“. Nach mehreren Wochen beharrlichen Schweigens hat der Wind nun das Nobelpreiskomitee in Stockholm erlöst. Bob Dylan hat erklärt, dass er sich freue und „wenn möglich“ zur Verleihung kommen wolle. Jetzt können die Schweden aber froh sein, dass die US-Musik-Ikone den Nobelpreis für Literatur annehmen will, nachdem sie wochenlang jedes Gespräch verweigerte. Der Preis ist übrigens mit 830 000 Euro dotiert, einer Summe, mit der viele von Dylan besungene Outlaws einiges anfangen könnten.

Dylan ist zweifelsohne ein „großartiger Dichter“, wie die Chefin der Schwedischen Akademie, Sara Danius, zur Begründung sagte. Der 75-Jährige ist seit fünfeinhalb Jahrzehnten im Musikgeschäft und hat die Folk- und Rockszene nicht nur in den USA entscheidend geprägt. In seiner langen Karriere hat er Auszeichnungen erhalten wie kein Zweiter, und für den Literaturnobelpreis war er schon seit Jahren im Gespräch. Er hat die großen Hymnen der US-amerikanischen Friedens- und Bürgerrechtsbewegung geschrieben, aber Erzählungen und Romane geschrieben hat er nicht!

Nun steht er in einer Reihe mit Nobelpreisträgern wie Thomas Mann, Hermann Hesse, Heinrich Böll und Günter Grass. Wäre es da nicht besser gewesen, ihm den inzwischen ohnehin beliebigen Friedensnobelpreis zu verleihen? Einen Nobelpreis für Musik gibt es ja nicht. Den hätte Dylan sicherlich verdient – sogar noch vor Mick Jagger und Keith Richards! Unter dem Strich bleibt ein bitterer Beigeschmack und der Eindruck: Das kommt bei ’raus, wenn sich ein selbstverliebtes Komitee angesichts der eigenen Genialität verhebt. Oder: „It ain’t me you’re lookin’ for.“

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