Lebensmittel zum gerechten Preis

von Hartmut Metzger

Hartmut Metzger

von Hartmut Metzger

Einen Grund zu danken, gibt es nicht nur an einem bestimmten Tag. Aber das Erntedankfest am ersten Sonntag im Oktober erinnert die Christen in Deutschland daran, dass Menschen, die in der Landwirtschaft ackern und ernten, auch Dank verdienen. Ohne die Wunder in der Natur oder die Tätigkeiten in der Landwirtschaft wären die Gleichnisse Jesu gar nicht vorstellbar. Man denke nur an das Gleichnis vom Senfkorn oder von den Arbeitern im Weinberg. Auch später waren Glaube und Ackerbau stark verwoben; zum Beispiel wurden Unwetter mit Ernteschäden als Strafe Gottes ausgelegt. Zur Ernte gibt es eigene Gottesdienstformen und Gebete. Leider hat auch Martin Luther – von der Wirkung seiner Freiheitsschriften überrascht – in den Bauernkriegen eine ungelenke und fragwürdige sowie lebensfeindliche Rolle gespielt.

Daher müssen sich die Christen in Deutschland 499 Jahre nach dem Thesenanschlag Luthers fragen, wie sie es mit ihrem Bauernstand halten. Die Antwort hört sich nicht gut an: In keinem anderen Land der Europäischen Union wird gemessen am Haushaltseinkommen weniger für Lebensmittel ausgegeben als in Deutschland: 11,2 Prozent! Zudem klafft ein eklatanter Widerspruch zwischen den Erwartungen an Tierschutz und Umweltschutz und der Bereitschaft, die daraus entstehende höhere Qualität der Produkte zu bezahlen. Pfälzer Verbraucher müssen nicht allzu weit reisen, um festzustellen, dass es zwischen den Angeboten in deutschen, französischen und Schweizer Supermärkten einige Unterschiede gibt: sowohl in der Qualität als auch im Preis. Es geht daher am Erntedankfest 2016 nicht nur um die Wertschätzung der Bauern, es geht auch und vor allem um die Frage, was sind uns unsere Lebensmittel wert?

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