von Anke Höhn, Referat Kindertagesstätten des Diakonischen Werkes Pfalz | Fachberatung Religionspädagogik, Abteilung Diakonisches Profil und Pflege
Von der ersten Lebensminute ihres Kindes an sind Eltern programmiert, ihr Kind zu beschützen und durch Nähe, Wärme, Zugewandtheit und Fürsorge entsteht ein enges Band zwischen Kind und Eltern: die Eltern-Kind-Bindung. Diese Bindung zeichnet sich durch Wärme und Vertrauen aus, das Baby erfährt, dass die Eltern sein sicherer Hafen sind, in dem es geborgen ist und in dem es umsorgt wird, wenn sein inneres Gleichgewicht ins Wanken gerät.
Wird das Kind älter, möchte es die Welt kennenlernen und begibt sich auf Erkundungs-Tour: Wie fühlt sich die eigene Hand im Mund an? Wie schmeckt ein Weihnachtsplätzchen? Wie hört es sich an, wenn ich mit den Füssen auf der Rutsche trommle? Wie reagiert Mama, wenn ich meine Mütze ausziehe? Kinder sind neugierig und nun ist es die Aufgabe der Eltern, die Kleinen in ihrer Entdeckerlust zu begleiten, mit den Kindern zusammen Spannendes zu entdecken, die eigenen Fähigkeiten und Grenzen auszuloten und zu ermutigen, Neues auszuprobieren. Wachsen, Lernen und Erkunden ist eine Bewegung hinaus aus dem sicheren Hafen der Eltern mit der Gewissheit, bei stürmischer See wieder zurückkehren zu können.
Für die Eltern kommt eine weitere Aufgabe hinzu: das Loslassen. „Wenn die Kinder klein sind, gib ihnen Wurzeln, wenn sie groß sind, schenk ihnen Flügel“, ist ein Spruch des im Libanon geborenen Dichters und Philosophen Khalil Gibran (1883-1931). Es geht darum, den Kindern etwas zuzutrauen, ihnen Mut zu machen und die Möglichkeit zu geben, zu erfahren, dass sie selbst etwas in der Welt bewirken können. Kinder haben den inneren Drang, zu wachsen, groß zu sein, selbst etwas zu machen und ganz eigene Ziele zu erreichen. Lassen wir sie im Kleinen üben, in Sichtweite zum Hafen, dann haben sie die Chance, die eigenen Fähigkeiten zu erproben und zu entwickeln, um sich selbstsicher weiter hinaus zu wagen.
Kinder brauchen Freiheit, um auszuprobieren und Erfahrungen zu sammeln. Da gehören Misserfolge und Scheitern dazu, sie sind Teil des Lernprozesses. Kinder brauchen keinen „doppelten Boden“, keine „weichgespülte Umwelt“ und müssen nicht von Helikopter-Eltern überwacht und in Watte gepackt werden. Sie suchen echte Erfahrungen und authentische Gesprächspartner, die sie mit ihren Ideen und Gedanken ernst nehmen und die ihnen etwas zutrauen. Der Neurobiologe Gerald Hüther hat ein Buch herausgegeben mit dem Titel „Kinder brauchen Vertrauen. Erfolgreiches Lernen durch starke Beziehungen“ in dem er schreibt: „Wer Bildung will, muss Vertrauen schaffen, wer Bildung will, muss Beziehung kompetent gestalten“.
Lassen Sie uns vertrauen auf: