Spielstück mit Liedern, Musik und Psalmtexten

Ganz schön stark und schlau“

Wir begrüßen die Leute vom persischen Hof: König Xerxes, Königin Waschti, den mächtigen Haman, den Juden Mordechai und seine Nichte Ester, die Diener und Dienerinnen am Hof, den königlichen Ausrufer, königliche Gäste im Frauen- und Männer-Palast, zwei neugierige Kinder und den königlichen Schreiber (der sich sofort am Rand der Bühne niederlässt und zu schreiben beginnt).

Die Geschichte beginnt

Gott hat uns etwas zu sagen: Auch wenn es manchmal so aussieht, du bist nicht allein. Andere denken an dich, Gott ist bei dir, und das macht dich ganz schön stark.

Lied: Halte zu mir, guter Gott (Das Kindergesangbuch Nr. 8; )

Manchmal passiert es, dass eine Sache hell und fröhlich anfängt, aber dann wird es plötzlich dunkel. Davon kann uns Königin Waschti eine Geschichte erzählen.

Waschti: Seht ihr, was hier in unserem Palastbezirk los ist? Ein Fest wird gefeiert. König Xerxes feiert schon seit Monaten ein Fest, um allen zu zeigen, wie mächtig er ist. König Xerxes ist Herrscher über 127 Länder! 127 Länder, das ist unvorstellbar groß. Aus allen 127 Ländern sind die Fürsten gekommen als Gäste. Die Säulen sind geschmückt mit blauen und weißen Tüchern, die Diener decken die Tische mit feinem Geschirr und den schönsten Speisen und den besten Getränken. Aber seht ihr auch, dass es eigentlich zwei Feste gibt? Die Männer feiern mit König Xerxes im Männerpalast. Die Frauen feiern mit mir im Frauenpalast. Wir feiern nun schon einige Tage und die Männer sind ziemlich ausgelassen. Es gibt eben sehr guten Wein! Ich glaube, sie langweilen sich schon ein bisschen. Aber ich muss nun zu meinen Gästen.

Ein Diener erscheint, bekommt vom König einen Auftrag, eilt mit der Krone und einer schönen Kette zur Königin und richtet ihr etwas aus.

Waschti: Was, jetzt soll ich da rüber kommen? Wo die alle schon betrunken sind? So etwas tut eine Königin nicht. Ich bin doch keine Bardame. Nein, ich komme nicht!

Der Diener eilt zurück und berichtet dem König. Der berät sich mit seinen Leuten und schickt dann den Diener in den Frauenpalast, der Königin Waschti an den Rand der Bühne führt.

Waschti: Wer kann mir jetzt noch helfen? Muss es denn immer so sein? Ich wollte doch eine gute Königin sein. Muss ich dann immer machen, was der König sagt? Wer kann mir da noch helfen?

Lied: Du, Gott, stützt mich (Die Kerze brennt, Nr. 24)

Wer ist auf meiner Seite? Eine Königin muss ein gutes Vorbild sein, haben sie gesagt. Eine Königin darf nicht widersprechen, haben sie gesagt. Aber, wenn ich es doch nicht richtig finde... muss ich immer nur tun, was sie sagen? Wer ist auf meiner Seite?

Lied: Du, Gott, stützt mich (Die Kerze brennt, Nr. 24)

Wer zeigt mir den Weg? Ich bin ein schlechtes Vorbild, haben sie gesagt. Ein schlechtes Vorbild für Frauen und Kinder. Sie werden den Männern nicht mehr gehorchen wollen, haben sie gesagt. Haben sie Recht? Wer zeigt mir den Weg?

Lied: Du, Gott, stützt mich (Die Kerze brennt, Nr. 24)

Wer tröstet mich? Königin darf ich nun nicht mehr sein, weggeschickt in die Wüste, weg von meinem Mann, weg vom Palast, weg von allem, was mir lieb war. Wer tröstet mich?

Lied: Du, Gott, stützt mich (Die Kerze brennt, Nr. 24)

Wer macht mich stark? Ich bin keine Königin mehr. Habe ich alles falsch gemacht? Sie sind stärker als ich. Muss ich immer tun, was die Starken wollen? Wer macht mich stark?

Lied: Du, Gott, stützt mich (Die Kerze brennt, Nr. 24)

Königlicher Ausrufer: (geht im Raum herum)

Hört ihr Menschen in den 127 Ländern des Königs Xerxes! Der König hat seine Königin in die Wüste geschickt, weil sie seinem Befehl nicht folgte. Jede Frau und jedes Kind hat dem Hausherrn zu folgen. So will es der König!

Diener: Ich weiß nicht, der König gefällt mir nicht. Seit Tagen sitzt er nur herum und grübelt. Ich glaube, es tut ihm schon leid, dass er Königin Waschti fortgeschickt hat. Sie fehlt ihm. Er sieht gar nicht mehr so richtig wie ein mächtiger König aus. Was kann man da tun? Waschti kann nicht zurück, da gibt es ja die Verordnung. Ach, ich habe eine Idee. - geht zum König - König Xerxes, wie wäre es, wenn ihr eine neue Königin suchen lasst? Man könnte aus allen 127 Ländern die schönsten Mädchen kommen lassen. Die Schönste könntet ihr euch dann aussuchen. Sie soll an Waschtis Stelle Königin werden.

König bekommt eine fröhliche Miene: Holt mir den königlichen Ausrufer. Er soll es in allen 127 Ländern bekannt machen: die schönsten Mädchen sollen an den Hof kommen zu einem Schönheitswettbewerb. Die Schönste wird dann Königin.

Der königliche Ausrufer tut seinen Dienst und im Raum werden die Mädchen, die mitmachen wollen, mit Schminke, Schmuck und Duft schön gemacht. Die Jungen basteln sich währenddessen Pappschwerter damit sie als Bewacher ausgerüstet sind. Dazu gibt es Musik. Man nimmt Stellung ein: Nach Städten geordnet stellen sich die Mädchen in einer langen Reihe durch den Raum auf. Neben ihnen stehen die Jungen als Bewacher. Musik setzt ein. Der König nimmt Platz auf seinem Thron und die Mädchen nehmen Aufstellung, um an ihm vorbeizuziehen, unter ihnen auch Esther.

Diener: Hast du gesehen, da ist ja auch Esther.

Dienerin: Ja, die kenne ich auch. Die wohnt doch hier im Palast-Bezirk. Ihr Onkel, bei dem sie lebt, ist der da drüben bei der Palastwache.

Diener: Ist sie auch Jüdin?

Dienerin: Ich weiß nicht. Niemand hat etwas davon gesagt. Ich weiß nur, dass ihre Eltern nicht mehr leben.

Diener: Schön ist sie, sehr schön!

Dienerin: Aber wenn sie Jüdin ist, hat sie keine Chance. Eine Ausländerin kann doch nicht Königin werden.

Diener: Aber wenn sie es niemandem sagt?

Dienerin: Still, es geht los!

Instrumentalstück, zu dem die Mädchen schreiten (eventuell Musik aus Israel)

Der König schaut sich die an ihm vorbeiziehenden Mädchen an. Dann wählt er Esther aus.

König: Die da soll Königin werden.

Diener: Esther?

Mordechai: Hoffentlich sagt sie nicht, dass sie Jüdin ist.

König: Kommt, lasst uns Hochzeit feiern bei Musik und Essen und Trinken. In allen 127 Ländern soll gefeiert werden!

Musik

Kleine Pause

Wir feiern mit Tee, Sprudel und Keksen.

(nach der Pause)

Kind: Sag mal, was machst du da?

Chronist: Ich schreibe.

Kind: Was bist denn du für einer?

Chronist: Ich bin ein Schreiber.

Kind: Und was schreibst du?

Chronist: Ich schreibe auf, was passiert ist.

Kind: Hast du das alles aufgeschrieben? Alles von der Waschti und wie die Esther Königin geworden ist?

Chronist: Alles! Und noch das, was danach passiert ist.

Kind: Danach? Ist denn etwas passiert? Ich habe vor lauter Hochzeit gar nichts mitbekommen.

Chronist: Soll ich es dir vorlesen?

Kind: Ja, bitte!

Chronist: „Königin Esther wurde eine so gute Königin, wie sie zu einem König über 127 Länder gehört. Eines Tages hörte ihr Onkel Mordechai, als er als Wache im Torbogen war, dass zwei Diener des Königs einen Anschlag planten. Sie wollten König Xerxes töten, weil er ihnen nicht passte. Mordechai meldete es sofort Königin Esther, die ihren Mann warnen konnte. Die Sache wurde untersucht, die Schuldigen gefangen genommen.“ So habe ich es aufgeschrieben.

Kind: Das ist ja richtig spannend. Da ist doch der Mordechai bestimmt vom König belohnt worden. Ist er jetzt so etwas wie ein Chef der Palastwache?

Chronist: Nein, Mordechai hat man wohl zu belohnen vergessen. Aber hier in meinem Bericht steht etwas über einen ganz anderen Mann. Warte mal......Haman heißt er. Pass auf: „Am Hof des Königs war ein Mann namens Haman ein großer Chef geworden. Ihm vertraute der König und gab ihm Erlaubnis, eine ganze Menge selbst zu entscheiden. Der König befahl sogar allen Leuten im Palast-Bezirk, sich vor Haman zu verbeugen. Der Jude Mordechai mochte Haman nicht. Er wollte ihn nicht ehren, weil Haman ihm das wohl nicht wert war. Immer wenn Haman durch das Tor schritt, war Mordechai der Einzige, der sich nicht verbeugte. Haman ärgerte sich darüber.

Er wusste, dass Mordechai Jude war und bekam einen solchen Zorn auf ihn, dass er alle Juden hassen musste. So ging er zum König und sagte: „Es gibt ein Volk in deinem Reich, überall in den 127 Ländern verstreut, das sind Ausländer, mit denen deine Völker nicht gut zusammen leben können. Sie machen immer alles extra, haben eigene Sitten und Gesetze und wollen nicht nach deinen Gesetzen leben. Das kannst du dir als mächtiger König über 127 Länder nicht bieten lassen. Wenn es jetzt einen königlichen Befehl gäbe, dass sie alle getötet werden, dann könnte ich, Haman, dafür sorgen, dass in unsere königlichen Kassen 350 Tonnen Silber fließen.“ Das ist nämlich der Besitz dieses Volkes. Darauf gab der König Haman seinen Siegelring und sagte: „Ihr Silber kannst du haben und mit ihnen kannst du machen, was du willst.““

Kind: Schrecklich! Warum hat das der König gesagt? Hat er nicht richtig hingehört oder war er ein bisschen dumm?

Chronist: Es steht mir nicht zu, darüber nachzudenken. Ich schreibe nur.

Kind: Ja, aber was ist dann passiert? Hat er wirklich ein ganzes Volk umgebracht? Das wären ja viele Tausend Menschen! Und Esther? Die ist doch auch Jüdin! Wird die auch getötet?

Chronist: Also ich habe noch aufgeschrieben, dass Haman einen bestimmten Tag für die Ermordung der Juden ausgelost hat und dass es wieder einen Befehl gab, den der königliche Ausrufer in alle 127 Länder brachte.

Ausrufer: Es ergeht ein Gesetz vom König, dass alle Juden am 13. Tag des 12. Monats getötet werden und ihr Besitz dem König gehören soll.

Als Zeichen der Trauer binden alle Kinder sich eine schwarze Armbinde um.

Trauermusik

Dienerin: Was ist da nur los? Der Jude Mordechai sitzt in so einem schwarzen Tuch vor dem Torbogen. Er sieht auch schlecht aus. Ich habe meiner Königin davon erzählt und sie war erschrocken. Jetzt soll ich ihn holen. Sie hat mir auch etwas Anständiges zum Anziehen für ihn mitgegeben.

Sie läuft zu Mordechai, redet und gestikuliert und kommt dann atemlos zurück.

Dienerin: Oh nein, das ist schrecklich. Er wollte das andere Kleid nicht. Es ist sein Trauerkleid. Er ist traurig über das neue Gesetz. Aber klar doch, er ist ja auch Jude. Und Esther? Sie hat es niemandem verraten aber ich weiß es: Sie ist auch Jüdin. Und ich soll ihr sagen, dass sie helfen muss. Aber wie? Was kann sie tun? Man kann nicht so einfach zum König, wenn der einen nicht ruft. Wenn man Pech hat, dann geht es einem so wie der Waschti. Oh, oh, das wird aber schwierig jetzt!

Sie geht ab in den Frauenpalast. Esther tritt vor den Palast, traurig, mit hängenden Schultern.

Esther: Ich war froh, Königin geworden zu sein. Aber nun ist mein Herz schwer. Was soll ich nur tun? Ich war froh, dass Mordechai in meiner Nähe war. Aber nun macht er mir Angst. Was soll ich nur tun? Ich war froh, eine Jüdin zu sein. Aber nun? Was soll ich nur tun? Ich bin Königin, aber ich kann nicht tun, was ich will. Ich muss warten, bis der König ruft. Ich muss gehorchen. Ich kann nichts tun. Mordechai ist wie ein Vater zu mir. Ich vertraue ihm ganz. Aber es ist unmöglich. Ich kann nicht. Ich kann nichts tun.

Mein Volk hat einen gerechten Gott. Er ist immer für uns da. Er hat es versprochen. Versprochen? Gott und mein Volk. Gott hat uns aus Ägypten befreit. Gott hat uns durch das Meer und durch die Wüste geholfen. Gott hat uns das versprochene Land gegeben. Gott liebt sein Volk. Es ist mein Volk. - Es ist mein Gott. Ich gehöre dazu. Gott hat es uns versprochen: er hilft. Ich muss etwas tun. Gott, hilf mir! Mach mich stark und schlau! Ich muss etwas tun.

Kind: Was schreibst du schon wieder?

Chronist: Ich schreibe alles auf: Dass Esther drei Tage gebetet und gefastet hat und mit ihr alle Juden in der Stadt.

Kind: Warum haben sie das gemacht?

Chronist: Vielleicht musste sie nachdenken und sich Mut machen. Es ist immer gut, wenn man weiß, die anderen machen mit, denken an mich und beten mit mir.

Kind: Und dann?

Chronist: Dann hatte sie einen Plan. Obwohl niemand ungerufen zum König gehen durfte, hat sie es getan. Aber nicht einfach so. Sie hat sich erst schön gemacht für den König.

Ester tritt auf und macht sich besonders zurecht. Sie spielt, was der Chronist berichtet:

Chronist: Und als sie in die Säulenhalle kam, da hat er schon ihren feinen Duft geschnuppert und hat sich auf sie gefreut.

Kind: Und dann durfte sie kommen?

Chronist: Ja.

König: Königin Esther, was wünschst du. Ich gebe dir alles bis zur Hälfte meines Königreiches.

Ester: Mein König, wenn es dir recht ist, dann komme doch heute mit Haman zu dem Essen, das ich dir vorbereitet habe.

König: Na klar! Haman, komm schnell her. Wir sind bei der Königin zum Essen eingeladen!

Haman erscheint und geht mit dem König und Esther in den Frauenpalast. Sie essen und trinken.

König: Königin Ester, was wünschst du. Ich gebe dir alles bis zur Hälfte meines Königreiches.

Ester: Kommt doch morgen Abend wieder zum Essen. Dann sage ich euch meinen Wunsch.

Kind: Das ist ja wie Geburtstag. Noch einmal schlafen und dann ...

Chronist: Bloß dass der König nicht schlafen konnte.

Kind: Vor Aufregung?

Chronist: Vielleicht. Vielleicht hat er aber auch mitbekommen, dass Haman da etwas Böses plante. Der hat sich nämlich wieder einmal über Mordechai so geärgert, weil der sich einfach nicht vor ihm verbeugen wollte. Und da wollte Haman Mordechai ganz schnell töten lassen und hat alles dafür vorbereitet.

Kind: Wo gehst du hin?

Chronist: Arbeiten.

Er geht zum König, der ruhelos im Palast auf und ab geht.

König: Lies mir ein bisschen aus der Geschichte vor. Ich kann nicht schlafen heute Nacht.

Chronist: „Und am Ende des dritten Jahres der Regierung des König Xerxes stand der Jude Mordechai in königlichen Diensten in der Torwache des Palast-Bezirkes. Da machten die Chefs der Torwache, eine Verschwörung. Sie wollten den König umbringen. Mordechai beobachtete die Verschwörer und warnte durch Königin Ester den König.“

König: Sag mal, ist Mordechai eigentlich dafür schon einmal belohnt worden?

Chronist: Also hier steht nichts davon.

König: Haman?

Haman kommt.

König: Was würdest du mit jemandem tun, den du besonders ehren willst?

Haman: (zu den Kindern) Er meint wohl mich! (zum König) Ach, ich würde ihm den königlichen Mantel umhängen und ihn auf das königliche Pferd setzen und dann in der Stadt herumführen lassen. Ein königlicher Begleiter müsste dann rufen: So ehrt der König den, den er besonders mag!

König: Gut, tu das mit Mordechai! (Haman zeigt verletzten Stolz)

Lied: Hoch soll er leben! Mordechai soll leben! Dreimal Hoch!

Mit dem Lied begleiten die Kinder die Ehrung des Mordechai.

König: Und jetzt: Auf zum Essen bei der Königin. Ich bin mal gespannt!

Haman und der König gehen in den Frauenpalast. Der Schreiber lässt sich am Rand der Bühne nieder. Ester bewirtet ihre Gäste.

König: Königin Ester, was wünschst du? Ich gebe dir alles bis zur Hälfte meines Königreiches.

Ester: König Xerxes, wenn ich für dich eine gute Königin bin, dann flehe ich um mein Leben und um das Leben meines Volkes.

König: Was soll das heißen?

Ester: Man hat uns verfolgt, mich und mein Volk. Man will uns töten, morden und ausrauben.

König: Wer wagt so etwas?

Ester: Haman!

König: Haman?

Haman: Bitte, Gnade, tut mir nichts!

Er reißt der Königin am Kleid.

König: Lässt du die Königin in Ruhe! Ab mit dir. Ich will dich nie mehr sehen!

Zwei Diener führen Haman ab.

Ester: Und mein Volk?

König: Soll in Ruhe hier leben!

Ester: Gott hat sein Versprechen gehalten!

Lied: Lasst uns miteinander ( Das Kindergesangbuch Nr.189)

Als Zeichen der Freude können die Schauspieler hier Seifenblasen über die Kinder pusten. Außerdem sollten hier einmal alle Schauspieler vorgestellt werden.

Chronist: Und seitdem feiert Esters Volk an diesem frohen Tag ein fröhliches Fest mit Essen und Trinken, Verkleiden und frohem Treiben. Und das machen wir jetzt auch!

Fröhlicher Abschluss mit Seifenblasen