Abrahams Hoffnungsstern

 Rust

Wenn zwei von euch sich als Abraham und Sarah fühlen wollen, dann verkleidet euch doch einfach mit einem Tuch, einem Hut oder einer Decke und lest die Geschichte mit verteilten Rollen.

Sarah: Abraham, wohin gehst du schon wieder mitten in der Nacht? Ich mag hier nicht wieder stundenlang nachts alleine liegen und auf dich warten.

Abraham: Ich kann nicht schlafen.

Sarah: Ich weiß, du kannst immer nicht gut schlafen. Ich auch nicht. Aber lass mich nicht immer allein im Zelt zurück. Ich habe Angst hier draußen. Seit wir nicht mehr zu Hause in Haran sind, habe ich Angst in der Nacht.

Abraham: Du brauchst keine Angst zu haben. Mein Gott geht mit uns. Er hat mir gesagt...

Sarah: Ich weiß, was er dir gesagt hat. Du wirst ja nicht müde, es mir zu erzählen.

Abraham: Ich will, dass du keine Angst hast. Mein Gott hat mich von zu Hause fort geschickt. Er hat mir eine neue Heimat versprochen. Ich vertraue darauf.

Sarah: Und ich? Was sagt dein Gott zu mir?

Abraham: Sarah, du bist meine Frau. Mein Gott will natürlich, dass du mit mir gehst. Wie soll ich sonst eine zahlreiche Familie haben?

Sarah: Ich weiß. Du sagst es mir immer wieder. Aber ... es ist dein Gott. Du kannst vertrauen. Aber ich?

Abraham: Du kannst auch vertrauen. Auf meinen Gott kann man sich verlassen.

Sarah: Und warum schläfst du so unruhig und wälzt dich in deinem Bett? Warum gehst du dann immer aus dem Zelt in der Nacht?

Abraham: Ich bin unsicher, Sarah. Man kann nicht einfach alles stehen und liegen lassen und in eine ungewisse Zukunft gehen, wenn man von einer großen Familie träumt. Dazu brauche ich dich. Ich habe Verantwortung für meine Knechte und Mägde, für meine Tiere. Den Tag über bin ich beschäftigt mit Ordnen und Organisieren. Da mache ich auch alles Mögliche falsch. Aber ich will Gottes Plan nicht in Gefahr bringen. Ich will unsere Zukunft nicht zerstören. Dazu brauche ich meinen Gott. Ich muss raus in der Nacht und mit meinem Gott reden. Das tut mir gut.

Sarah: Und wenn du mit deinem Gott geredet hast, wie antwortet er dir, Abraham? Du kannst ihn ja nicht sehen oder anfassen, hast du gesagt. Meine Familie betet immer zu den kleinen Götterfiguren, die wir mit uns tragen. Aber du hast keine Figur, kein Bild. Was ist dein Gott? Hörst du seine Stimme? Gibt er dir Zeichen?

Abraham: Und vieles mehr! Ich weiß nicht, WAS mein Gott ist. Aber er ist da. Ich erkenne seine Zeichen und seine Nachrichten. Und ich will jetzt hinausgehen unter den Sternenhimmel. Da fühle ich mich meinem Gott ganz nahe.

Sarah: Warum unter dem Sternenhimmel?

Abraham: Der Sternenhimmel ist wie ein großes Zelt. Da fühle ich mich zu Hause, egal wo wir sind und gerade unseren Lagerplatz haben. Und jeder einzelne Stern erinnert mich daran, was Gott mir versprochen hat.

Sarah: Versprochen? Eigenes Land und viele Kinder?

Abraham: Sarah, komm mit mir vor das Zelt. Sieh dir den Sternenhimmel an. Kannst du sie zählen?

Sarah: Ach, Abraham, wer könnte schon die Sterne zählen. Halt mich fest an deiner Hand! Es ist wunderschön hier draußen. Der Himmel über uns ist voller Sterne und reicht wie ein Zelt rund um uns über alle Länder.

Abraham: So will mein Gott bei uns sein, schützend und bergend wie ein Zelt. Und er hat mir versprochen, dass aus dir und mir eine Familie, ja, ein großes Volk werden wird mit unzählig vielen Menschenkindern – wie eben Sterne am Himmel sind.

Sarah: Dein Gott ist ein großer Gott, Abraham.

Abraham: Es ist unser Gott, Sarah, der den Sternenhimmel gemacht hat und der unglaubliche Versprechen abgibt - und gewiss auch hält.

Sarah: Sternenversprechen!

Abraham: Sternenversprechen voll Hoffnung!

Urd Rust