Wind des Friedens auf dem Fußballplatz

von Florian Riesterer

Florian Riesterer

Politisch ist die Lage im Nahen Osten verfahren. Doch zuletzt brachte das Abkommen der Vereinigten Arabischen Emirate mit ­Israel wieder Bewegung in die Sache. Eine Normalisierung der Beziehungen mit Israel sei nur möglich, wenn Israel die Besatzung des Westjordanlands beende und es zu einer Zweistaatenlösung komme, lautete bis dato die Aussage der Arabischen Liga. Nichts ­davon ist bisher geschehen. Umso mehr fühlt sich Palästinenserpräsident Machmud Abbas von den arabischen Brüdern betrogen. Die sind vor allem daran interessiert, ihrer in der Corona-Krise arg gebeutelten Wirtschaft wieder auf die Beine zu helfen. Israel ist ein interessanter Handelspartner und Markt für Investitionen.

Da passt ins Bild, dass sich die Emirate nun auch für den israelischen Fußball interessieren. Laut Mitteilung des sechsmaligen israelischen Meisters Beitar Jerusalem laufen Gespräche mit einer Gruppe von Unternehmern aus Abu Dhabi. „Dies ist eine Gelegenheit, aus dem Verein einen dominanten Club in Israel und auf der ganzen Welt zu machen, der auch ein greifbares Symbol für die neuen Winde des Friedens sein wird, die im Nahen Osten wehen“, heißt es auf der Vereinsseite.

Beitars Fans gelten allerdings alles andere als tolerant. 2013 zündeten Ultras gar das eigene Vereinsheim an, weil zwei muslimische Spieler verpflichtet wurden. Der aktuelle Clubbesitzer Moshe Gogeg steuert gegen und ließ kürzlich auf die Trikots „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ drucken. Religion soll keine Rolle mehr spielen. So ist die Wahl der arabischen Investoren vielleicht ganz ­bewusst auf diesen Club gefallen. Die durchaus riskante Fußball-Liaison hat jedenfalls das Zeug zur Völkerverständigung.

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