Mehr Köpfchen im Kampf gegen Corona

von Hartmut Metzger

Hartmut Metzger

Im Kampf gegen Corona stößt der bundesdeutsche Föderalismus an seine Grenzen. Während er in der ersten Welle bei lokalen Corona-Ausbrüchen mit schnellen und klaren Reaktionen seine Stärke zeigte, trägt er inzwischen mit einem bunten Flickenteppich unterschiedlicher Bestimmungen und regionalpolitisch geprägten Einschätzungen zur Verunsicherung bei. Das Umschalten vom wenig planbaren Reagieren auf den strategischen Umgang mit bereits empirisch belegten Erkenntnissen über das Virus ist auch in Deutschland nicht gelungen.

Angesichts der alarmierenden Zahlen ist es nicht verwunderlich, dass sich die Kanzlerin in ihrem Podcast vom 17. Oktober – warum keine Fernsehansprache? – direkt an die Bevölkerung wandte. Angela Merkel bat darum, auf Reisen und Feiern zu verzichten, die nicht zwingend notwendig sind. In dieser „sehr ernsten Phase“ reiche es nicht mehr aus, Abstand zu halten und Maske zu tragen. Sie betonte: „Die Ausbreitung des Virus hängt direkt an der Zahl der Kontakte, der Begegnungen, die jeder von uns hat.“

Ja, das ist es. Das ist genau das, was wir nach heutigem Kenntnisstand von diesem Virus wissen. Die Wissenschaft hat es festgestellt. Warum handeln Politik und Bevölkerung dann nicht danach? Hier keine bundesweit verständliche und verbindliche Rahmensetzung und dort keine Vernunft und Einsicht. War der Sommer doch zu schön, als die Zahlen sanken? Wer nun kritisiert, die Kanzlerin verunsichere die Bevölkerung, hat die Lage nicht erkannt. Die Bevölkerung ist verunsichert, weil sie ohne verständliche Regeln in eine ungewisse Zukunft lebt. Aber für klare und einheitliche Regeln in dieser „sehr ernsten Phase der Corona-Pandemie“ ist der Föderalismus nicht gemacht.

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