Karl Marx und seine neuen Freunde

von Martin Schuck

Martin Schuck

Ein Gespenst geht um in Europa – und es scheint das gleiche zu sein, über das schon Karl Marx und Friedrich Engels im Kommunistischen Manifest 1848 geschrieben haben. Zwar will heute niemand mehr den Kommunismus, aber der Sozialismus, das mit der Lehre von Karl Marx verbundene politische Programm, ist seit einigen Jahren wieder auf dem Vormarsch. Nicht erst die Wahl in Griechenland hat gezeigt, dass sozialistische Politik vor allem in Südeuropa auf großes Interesse stößt, wo die von der Europäischen Union verordnete Sparpolitik dabei ist, ganze Gesellschaften zu ruinieren.

Aber nicht nur in der Politik gibt es eine Rückbesinnung auf Marx. Person und Werk des Trierer Philosophen, Ökonomen und Journalisten haben eine so große Prägekraft, dass immer wieder Rekurs darauf genommen wird – und sei es in Anspielungen. So veröffentlichte vor einigen Jahren der frühere Trierer Bischof und jetzige Münchner Erzbischof Reinhard Marx ein Buch mit dem Titel „Das Kapital“, in dem er seinem Namensvetter, der ein umfangreiches Werk gleichen Titels geschrieben hat, nachträglich die Überlegenheit der Katholischen Soziallehre über den Kommunismus nachweisen will. Auch einer der Bestseller des vergangenen Jahres, „Das Kapital im 21. Jahrhundert“ des französischen Ökonomen Thomas Piketty, spielt schon im Titel mit Anklängen an Karl Marx.

In drei Jahren wird der 200. Geburtstag von Karl Marx Anlass sein für große Feierlichkeiten, an denen sich nicht nur seine Geburtsstadt Trier, sondern auch das dortige Bischöfliche Ordinariat sowie der evangelische Kirchenkreis beteiligen. Karl Marx könnte so doch noch späte Gerechtigkeit widerfahren, wenn sein Werk aus dem Korsett der sich auf ihn berufenden Parteien befreit wird.

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