Ein himmlisches Jahrhundertereignis

Wissenschaftler: Seltene aktuelle Konstellation von Jupiter und Saturn erklärt den „Stern von Bethlehem“

Die Weisen aus dem Morgenland folgen dem „Stern von Bethlehem“: Postkarte nach Aquarell von Paul Hey (1867 bis 1952). Foto: epd

Wer derzeit in den vorweihnachtlichen Abendhimmel schaut, kann ein seltenes Schauspiel beobachten: In diesem Jahr nähern sich Jupiter und Saturn so sehr an, dass beide Planeten am 21. Dezember zu verschmelzen scheinen und als eine Art heller Doppelstern leuchten. Dies könnte auch den „Stern von Bethlehem“ erklären, wie er in der Weihnachtsgeschichte beschrieben wird, sagt der Freiburger Astrophysiker Wolfgang Schmidt. Einen solch geringen Abstand von 0,1 Grad, rund ein Fünftel des Vollmond-Durchmessers, haben die Planeten erst wieder im Jahr 2080.

Dass diese Konstellation auch im Jahr sieben vor Christus beobachtet werden konnte, hatte bereits der Theologe und Astronom Johannes Kepler (1571 bis 1630) berechnet. Damals hatten sich die beiden Planeten sogar gleich dreimal in einem Jahr am Firmament angenähert: im Mai, im Oktober und letztendlich im Dezember. Diese dreimalige Konjunktion sei ein noch wesentlich selteneres Ereignis, erläutert Schmidt, und werde erst wieder im Jahr 2238 zu sehen sein.

Zur Geburt von Jesus hatten die Weisen aus dem Morgenland laut biblischer Überlieferung ein besonders helles Licht am Himmel gesehen. Im Matthäusevangelium heißt es: „Und siehe, der Stern, den sie hatten aufgehen sehen, ging vor ihnen her, bis er über dem Ort stand, wo das Kindlein war.“

„Die Sterndeuter der damaligen Zeit haben dieses ‚Fang-Mich-Spiel‘ der zwei Planeten sicher genau beobachtet und als Zeichen gewertet, dass etwas Besonderes passiert“, ist der Astrophysiker überzeugt. Grund des Phänomens ist, dass sich Jupiter viel schneller um die Sonne dreht als Saturn. Gelegentlich erreichten ihn auch Anfragen, ob Saturn und Jupiter nun kollidieren könnten. Diese Angst sei unbegründet, versichert Schmidt. Denn die Planeten bewegten sich auf verschiedenen Umlaufbahnen.

Noch einen weiteren Effekt am Himmel macht der Experte für Sonnenphysik aus: In der dunklen Wüste hätten die Sterndeuter außerdem noch das Zodiakallicht gesehen, also Sonnenlicht, das durch den interplanetaren Staub reflektiert wird. Das habe dann ausgesehen wie eine Art „kosmische Taschenlampe“ mit Jupiter an der Spitze. Mit bloßen Augen sei dies wegen der Lichtverschmutzung in Europa allerdings nicht zu sehen.

Bereits jetzt lässt sich die Annäherung der beiden Planeten am südwestlichen Abendhimmel gegen 18 Uhr beobachten. Wem Berge oder Wolken den Blick verstellen, kann die „Große Konjunktion“ auch im Internet sehen: Die britische University of Exeter will das himmlische Jahrhundertereignis live übertragen. Christine Süß-Demuth

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