Wo die Lehrer bewaffnet werden

von Martin Schuck

Martin Schuck

„Ein böser Mensch mit einer Waffe lässt sich nur durch einen guten mit einer Waffe stoppen.“ Es war der Geschäftsführer der amerikanischen Waffenlobby-Organisation NRA, Wayne LaPierre, der diesen Satz vor einigen Jahren nach einem Amoklauf an einer Schule sagte. Er sprach damit etwas aus, was tief in der amerikanischen Mentalität verortet ist, nämlich das Vertrauen in Schusswaffen. Seit 1791 ist das Recht auf das Tragen von Waffen in der Verfassung verankert.

Die Vereinigten Staaten (USA) waren seit ihrer Unabhängigkeit 1776 eine expandierende Nation von Siedlern, die immer weitere Landstriche des amerikanischen Kontinents eroberten. Und weil für Eroberungen Waffen notwendig sind, spielten Pistolen und Flinten auch im zivilen Leben der Amerikaner eine andere Rolle als etwa in Europa. So entstand ein Grundvertrauen in Schusswaffen als Garanten der eigenen Sicherheit, das neuerdings auch die immer wieder vorkommenden Amokläufe an Schulen verhindern soll.

Unter dem Eindruck eines Amoklaufs wurde jetzt im US-Bundesstaat Florida ein Gesetz verabschiedet, dass es Lehrern erlauben soll, im Unterricht Waffen zu tragen. 144 Stunden Schulung im Büro des örtlichen Sheriffs werden die Voraussetzung dafür sein, Lehrern die Aufgabe von Sicherheitsbeamten zuzuweisen, die es sowieso schon an fast der Hälfte aller amerikanischen Schulen gibt. Auch in anderen Bundesstaaten gibt es Organisationen, die Lehrer im Umgang mit Schusswaffen ausbilden. Allein 2017 starben in den USA 14000 Menschen an Schussverletzungen, in Deutschland waren es im gleichen Jahr 116. Gerade weil in Amerika der Colt nach wie vor sehr locker sitzt, sollten gerade an Schulen keine Gelegenheiten für Schießereien geschaffen werden.

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