Suche Frieden und jage ihm nach

von Hartmut Metzger

Hartmut Metzger

„Frieden suchen heißt Frieden schließen und gleichzeitig zu wissen: Kein Krieg ist auch kein Friede“, schreibt Pfarrer Paul Metzger in seinen Gedanken zur Jahreslosung 2019, die dieser Ausgabe als Schmuckblatt beiliegt. Sie lautet „Suche Frieden und jage ihm nach! (Psalm 34, 15).“ Paul Metzger zeigt auf, dass Friede nicht nur die Abwesenheit von Krieg bedeutet, sondern Segen ist: „Von Gott geschenkt und vom Menschen gesucht.“ In den Tagen rund um den Jahreswechsel war diese Einsicht besonders gefragt: Friede ist Hoffnung, Friede weist in die Zukunft Gottes.

Wenn sich der Mensch zum Maß aller ­Dinge, zum Entscheider über Leben und Tod erklären will, kann es keinen Frieden geben – nirgendwo, auch nicht im Heiligen Land. Dort, wo doch eigentlich die „Stadt des ­Friedens“, das „himmlische Jerusalem“ ­liegen sollte, herrscht seit Jahrzehnten ­tätiger Unfriede. Eine Folge ist der schleichende Exodus der Christen aus Israel und Palästina, aber auch massenhaft aus Syrien und Irak. Von christlichen Hilfswerken ­beklagt, wird diese Auswanderung aus der biblischen Heimat in der westlichen Öffentlichkeit kaum wahrgenommen.

Der Anteil der christlichen Bevölkerung in Israel und Palästina wird inzwischen auf nur noch zwei Prozent geschätzt. Menschen verlassen ihre Heimat, wenn sie dort keine Zukunft mehr sehen und keine Hoffnung mehr haben. So gelten die Worte zur Jahreslosung angesichts der Klagemauer und des Truppenabzugs der USA auch für die große Politik: „Dort, wo man sich hilflos zurückzieht, jagt man ihm nicht nach. Friede ist anstrengend. Friede ist reden, immer weiter.“ ­Frieden suchen heißt nicht vergessen, dass Frieden immer hoffen heißt – nicht ­zuletzt auch für das irdische Jerusalem.

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