Sozialpakt für die Menschheitsfamilie

von Florian Riesterer

Florian Riesterer

„Ein Plan mit großen Zielen für die Entwicklung der Menschheit klingt heute wie eine Verrücktheit“, schreibt Papst Franziskus in seiner neuen Enzyklika. Angesichts dessen, wie er die Welt beschreibt, hat er Recht: Menschen zweiter Klasse, denen ihre Würde abgesprochen wird (Seite 10). Neue Formen der Sklaverei, Menschen- und Organhandel, Kindersterblichkeit und organisiertes Verbrechen als neuer Anwalt der von der Politik Vergessenen. Verzerrte und so als Herrschaftsinstrumente missbrauchte Begriffe von Demokratie, Freiheit und Gerechtigkeit.

Dennoch wagt Franziskus diesen Plan, entwirft in seiner Enzyklika der Geschwisterlichkeit und sozialen Freundschaft einen „realistischen integrativen Sozialpakt“, in dem alle gesellschaftlichen Gruppen tatsächlich in einen wahren Dialog treten (Seite 8). Ein Dialog, an dessen Ende die Erkenntnis stehen muss, dass jener, der sich im Besitz aller Wahrheit wähnt oder alle seine Wünsche erfüllt, letztlich den anderen zerstört, indem er ihm seine Rechte verweigert, was zu Hass und neuer Gewalt führt.

So bleibt nur, das Gemeinwohl über den eigenen Nutzen zu stellen, eigene Wünsche manchmal aufzugeben, sagt Franziskus, der dem Menschen dies zutraut – trotz seiner „destruktiven Neigung“. Das ist ein starker Gedanke. Der Papst denkt diese Solidarität weiter, im religiösen wie im gesellschaftlichen Sinn, macht ihn zum Kulturpakt. Kein Synkretismus wohlgemerkt, sondern ein Zusammenarbeiten auf dem Weg zu einem Frieden, von dem alle profitieren. Das Handwerkszeug dazu, Versöhnung und Vergebung, findet sich in der Bibel, aber eben nicht nur. Franziskus nennt „nicht katholische Brüder“ wie Gandhi oder Großimam Ahmad Al-Tayyeb als Inspiration.

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