Schwester Erde wird sich wundern

von Martin Schuck

Martin Schuck

Der heilige Franziskus und sein päpstlicher Bewunderer, der den gleichen Namen trägt, haben doch mehr gemeinsam als man zunächst annehmen konnte. Es ist nicht nur die demonstrative Bescheidenheit des Papstes und seine Hinwendung zu den Armen. Es ist auch seine romantische Einstellung zur Natur, die sich vom „Stöhnen der Schwester Erde“ berühren lässt und Angst davor hat, dass sich „die Erde, unser Haus“ in eine „unermessliche Mülldeponie“ verwandelt.

Damit dies nicht passiert und die Erde doch noch gerettet werden kann, hat er die Enzyklika „Laudato si“ geschrieben. Aber eigentlich hätte die Erde den Papst dafür gar nicht gebraucht. Eine Arbeitsgruppe aus Vertretern der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) hätte das genauso gut gekonnt. Letztlich empfiehlt der Papst nichts anderes als das, was seit mindestens drei Jahrzehnten auf jedem evangelischen Kirchentag gefordert wird: Vermeidung von Plastikmüll, Einschränkung des Wasserverbrauchs, Abfalltrennung und überhaupt Konsumverzicht – eine ökumenische Bewerbung für den „grünen Gockel“.

Trotz aller Liebe zur „Natur als prächtigem Buch, in dem Gott zu uns spricht und einen Abglanz seiner Schönheit und Güte aufscheinen lässt“, bleibt aber Franziskus ein Heiliger der katholischen Kirche, und auch sein Namensträger, der Papst, nimmt es mit der Treue zu seiner Kirche genauer, als es seinen protestantischen Bewunderern lieb sein kann. Diese müssen feststellen, dass jetzt auch die Ökologie kirchentrennend wirkt, denn laut Franziskus findet die Schöpfung „ihre größte Erhöhung“ in der Eucharistie. Eine neue Hürde für die Ökumene, und Schwester Erde wird sich wundern, warum sie schon wieder nicht gerettet wird.

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