Schnitzelsteuer löst Probleme nicht

von Klaus Koch

Klaus Koch

von Klaus Koch

Der Irrsinn ist global: In Brasilien werden für das Klima wichtige Wälder abgeholzt, um Soja zu pflanzen. Die wird dann nach Deutschland verschickt und an Nutztiere verfüttert, die mit ihrer Gülle den Boden verseuchen. Gegessen werden diese Tiere hauptsächlich in China. Das ist ein Beispiel dafür, wie weltweit die Ernährung aus dem Ruder läuft. Längst ist die Fleischindustrie einer der größten Verursacher klimaschädlicher Treibhausgase. Und diese Industrie veräppelt auch noch die Verbraucher. Sie zeigt in ihrer Werbung grüne Wiesen und glückliche Kühe. Die Wirklichkeit ist grauenhafte Massentierhaltung und ein elendes Ende im Schlachthaus. Fleisch essen kann nur noch, wer diese Bilder verdrängt.

Seit dem 19. Jahrhundert gibt es die Wissenschaft der Gastrosophie. Sie erforscht den Zusammenhang zwischen der Ernährung des Menschen und seinem kulturellen und gesellschaftlichen Hintergrund. Von dem französischen Gastrosophen Brillat-Savarin (1755 bis1826) stammt der Spruch „Sage mir, was du isst, und ich sage dir, wer du bist“. Das Urteil über die Bewohner der nördlichen Erdhalbkugel fiele vernichtend aus.

Nun sind Politiker auf die Idee gekommen, das Problem über den Preis anzugehen. Die Mehrwertsteuer auf Fleisch soll von sieben auf 19 Prozent erhöht werden. Doch diese Schnitzelsteuer würde auch Fleisch aus ­artgerechter Haltung teurer machen und ­zudem sozial Schwache benachteiligen. ­Deshalb helfen, neben einer Verhaltensänderung der Verbraucher, einzig scharfe Vorschriften für Nutztierhaltung und Lebensmittelindustrie sowie rigide Kontrollen. Denn die Erfahrung zeigt, freiwillige Vereinbarungen nützen keinem Schwein – und auch nicht dem geschundenen Klima.

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