Ohne Konzil führt der Weg nicht zum Ziel

von Martin Schuck

Martin Schuck

Selten haben sich deutsche Katholiken so für das Amazonasgebiet interessiert wie in den vergangenen Monaten. Nachdem sich die Bischöfe aus der Region im vergangenen Oktober im Vatikan zu einer Amazonas-Synode getroffen haben und dort in ihrer Abschlusserklärung dem Papst empfohlen haben, geeignete verheiratete Männer zu Priestern zu weihen, um in entlegenen Gegenden Eucharistiefeiern zu ermöglichen, war Spannung angesagt. Würde der Papst in seinem nachsynodalen Schreiben dieser Empfehlung nachkommen, hätte dies einen enorm positiven Effekt für den in Deutschland gerade angelaufenen Synodalen Weg. Endlich könnte ergebnisoffen über eine Lockerung des Pflichtzölibats und vielleicht sogar über eine Weihe für Frauen nachgedacht werden.

Dazu wird es aber nicht kommen, denn im nachsynodalen Schreiben „Querida Amazonia“ („Geliebtes Amazonien“) erwähnt der Papst den Zölibat gar nicht und bittet die Bischöfe, für Priesterberufungen zu beten (Seite 6). Die jungen Priester aus der Region fordert er auf, nicht ins Ausland zu gehen. Einer Weihe für Frauen erteilt er eine glatte Absage. Es wird also alles beim Alten bleiben und die Versorgung der katholischen Gemeinden am Amazonas muss auch weiterhin fast ohne Eucharistiefeiern gelingen.

Man kann Papst Franziskus nach diesem Schreiben keineswegs vorwerfen, er nähme eine konservative, reformfeindliche Haltung ein. In Sachen Ökologie und Sozialpolitik stellt er im Gegenteil sehr klare Forderungen, die der rechtspopulistischen brasilianischen Regierung überhaupt nicht gefallen werden. Aber er vertritt eben auch klar den Standpunkt des katholischen Lehramts. Und dieser besteht darin, das Kirchenrecht auch unter schwierigen Bedingungen in Geltung zu halten. Wenn der Zölibat für Priester Pflicht ist und die Weihe für Frauen ausgeschlossen, dann gilt das weltweit, auch wenn das in bestimmten Weltregionen zu Problemen führt.

Für die deutschen Katholiken und ihren Synodalen Weg bedeutet das: Man kann selbstverständlich über Machtfragen und den Umgang mit Missbrauchsfällen reden, braucht sich aber keine Illusionen zu machen, dass in den heiklen Fragen Zölibat und Weihe für Frauen irgendeine Lockerung zu erwarten ist. Diese Fragen führen ans Eingemachte des katholischen Kirchenrechts und können nicht regional, sondern nur für die gesamte Weltkirche gelöst werden. Eine logische Forderung der deutschen Katholiken an den Papst könnte deshalb darin bestehen, ernsthafte Schritte für eine Reform innerhalb der Weltkirche anzuregen. Ganz konkret wäre das die Forderung nach einem Konzil. Ein Konzil, also eine Weltversammlung der Bischöfe unter dem Vorsitz des Papstes, hat die Autorität, bestehendes Kirchenrecht zu verändern. Das würde zwar weitgehende Einmütigkeit der Bischöfe in den entscheidenden Fragen voraussetzen. Einen Versuch wäre es aber wert.

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