Nahostkonflikt hat Europa erreicht

von Martin Schuck

Martin Schuck

In letzter Zeit schockierten Fälle von mus­limischem Antisemitismus die Öffentlichkeit. Zuletzt wurde ein Mädchen aus einer Berliner Grundschule von muslimischen Schülern als Jude beschimpft und sogar mit dem Tod bedroht. Und im vergangenen ­Dezember skandierten muslimische Demonstranten antisemitische Parolen und verbrannten vor dem Brandenburger Tor ­Israel-Fahnen, nachdem der amerikanische Präsident Donald Trump angekündigt ­hatte, Jerusalem als Hauptstadt Israels ­anerkennen zu wollen.

Ein guter Kenner des politischen Islam, der aus Syrien stammende Göttinger ­Politologe Bassam Tibi, sagte unlängst, der islamische Antisemitismus sei für den Islam insgesamt „ein Wesensmerkmal“. Dieser ­Antisemitismus habe sich durch die Ankunft der vielen Flüchtlinge aus islamischen ­Staaten verstärkt, denn diese seien „in einer politischen Kultur des Judenhasses“, die den Nahen Osten präge, aufgewachsen.

Schaut man auf die Geschichte des Islam, lässt sich Tibis Behauptung, der Antisemitismus sei ein Wesensmerkmal des Islam, nicht aufrechterhalten. Immer wieder gab es ­Phasen friedlichen Zusammenlebens zwischen Juden und Muslimen – nicht nur im mittelalterlichen Spanien, sondern auch im Nahen Osten, beispielsweise im Libanon. ­Allerdings gibt es für die ­Muslime eine traumatische Erfahrung, und das ist der Sechs­tagekrieg von 1967. Damals gelang es Israel, die drei arabischen Staaten Ägypten, Jordanien und Syrien in weniger als einer Woche zu besiegen und neben ­anderen Gebieten den Ostteil Jerusalems zu besetzen. Der von Muslimen ausgehende ­Antisemitismus ist daher eine Verlagerung des seither akuten Nahostkonflikts in die Staaten Europas.

 

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