Magische Marke der Kirchenwahlen

von Hartmut Metzger

Hartmut Metzger

Die Wahlbeteiligung sei immer auch ein ­„Indiz für den inneren Zustand der Landeskirche und der einzelnen Gemeinden“, sagte Kirchenpräsident Werner Schramm (1988 bis 1998) am Rande der Presbyteriumswahlen des Jahres 1990. Damals lag die Beteiligung an der traditionellen Urnenwahl noch bei 30,4 Prozent, während sie 1996 mit 27,06 Prozent erstmals diese magische 30-Prozent-Marke verfehlte. Unter den evangelischen Landeskirchen ist die Evangelische Kirche der Pfalz stets Spitzenreiter bei der Beteiligung an Kirchenwahlen. Sie hat diesen Vorsprung in den Jahren 2002 (31,2 Prozent), 2008 (33,2 Prozent) und 2014 (31,2 Prozent) im bundesweiten Vergleich sogar deutlich ausgebaut.

Diese hohe Wahlbeteiligung zeugt von dem Selbstbewusstsein einer basisdemokratisch aufgebauten Kirche, in der die Protestanten ihre Presbyterien, die Presbyterien ihre Bezirkssynoden und die Bezirkssynoden die Landessynode als „kirchliche Volksvertretung und Inhaberin der Kirchengewalt“ bestimmen. Eine hohe Wahlbeteiligung ist aber auch eine Ermutigung und ein Dankeschön für alle Presbyter, die sich in den vergangenen sechs Jahren ehrenamtlich engagierten.

Am nächsten Sonntag, dem ersten Advent, sind nun rund 450000 Pfälzer Protestanten in 401 Kirchengemeinden aufgerufen, ihre Presbyterien neu zu wählen. Unter dem Diktat der Pandemie finden diese Kirchenwahlen erstmals ohne Wahllokale und daher flächendeckend für alle Wähler als Briefwahl statt. Mit einem hohen finanziellen Aufwand hat die Landeskirche diese besonderen Kirchenwahlen beworben. Auch in Corona-Zeiten hat die 1818 nach einer Abstimmung der protestantischen „Hausväter“ gegründete Unionskirche ein klares Ziel: mehr als 30 Prozent.

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