Katholische Laien fordern Mitsprache

von Martin Schuck

Martin Schuck

Wofür sind Laien, also alle Menschen ohne Priesterweihe, in der katholischen Kirche zuständig? Der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer gab in einer Predigt zum Auftakt des diesjährigen Katholikentags eine klare Antwort: Die Laien sollen sich bei Fragen der Lehre zurückhalten. Konkret sagte Voderholzer, es sei nicht Aufgabe des Katholikentags, laute Forderungen zu erheben in Fragen der Sakramentenlehre.

Das war eine Anspielung auf eine von der Deutschen Bischofskonferenz beschlossene Handreichung, die für konfessionsverschiedene Ehen die Möglichkeit zur gemeinsamen Teilnahme an der Eucharistie erleichtern soll. Voderholzer war einer von sieben Bischöfen, die erfolglos beim Vatikan dagegen Widerspruch einlegten. Jetzt war die Angst groß, dass beim Katholikentag, der stark von katholischen Vereinen und Laienverbänden geprägt ist, eine Solidarisierung mit der Mehrheit der Bischöfe erfolgen würde.

Der Vorgang zeigt, dass zumindest der deutsche Katholizismus weit vom theologischen Anspruch entfernt ist, wonach es ein einträchtiges Zusammensein von Gläubigen und Bischöfen unter dem Dach der päpstlichen Lehre gibt. Seit Papst Franziskus die nationalen Bischofskonferenzen ermutigt, selbst nach Lösungen für drängende geistliche Fragen zu suchen und nicht immer auf eine Antwort aus Rom zu warten, gibt es ein neues Selbstbewusstsein unter den Bischöfen. Wie es scheint, profitieren davon auch die Laien, denn sie fühlen sich weniger in ein Lehrkorsett eingeschlossen als unter den vorherigen Päpsten Johannes Paul II. und Benedikt XVI. Die Diskussionsforen in Münster zeigten jedenfalls, dass sich die katholischen Laien die Mitsprache über den Weg der Kirche nicht verbieten lassen.

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