Jetzt stehen alle in der Verantwortung

von Hartmut Metzger

Hartmut Metzger

„Jerusalem! Suche Friede! Suche Schalom! Aber der Friede hat keine Stadt – der Friede ist ein Verhalten, ist immer ein Augenblick, ist immer eine Verheißung, immer eine Erwartung“, heißt es auf unserem Schmuckblatt zur Jahreslosung 2019: „Gott spricht: Suche Frieden und jage ihm nach! (Psalm 34,15)“. Jetzt ist unser aller Verhalten, unsere Haltung und unsere Verantwortung gefordert. Man will nicht wissen, was geschehen wäre, wenn die Tür zur Synagoge in Halle nicht gehalten hätte. Der 9. Oktober 2019 ist ein „Tag der Scham und der Schande“, wie Bundespräsident Steinmeier sagt.

In Deutschland darf es nach all den Vorfällen und Toten der vergangenen Jahre keinen Funken Toleranz für Rechtsextremismus und Antisemitismus geben. Da sind Brandstifter unterwegs im öffentlichen Bereich, die mit „wohlfeilen“ Reden Fremdenfeindlichkeit schüren. Und da gibt es die Täter, die sich in den Parallelwelten des Internets radikalisieren und ihre „Anerkennung“ eben dort durch eine möglichst große mediale Verbreitung von Gewalttaten suchen.

Unsere Gesellschaft muss sich ihrer Werte neu vergewissern. Was wir brauchen, ist eine möglichst breit angelegte Debatte über den gesellschaftlichen Grundkonsens im Zeichen einer bereits deutlich veränderten Welt: Wir sind ein Einwanderungsland, und wir dürfen stolz sein auf unsere jüdischen Gemeinden, die es dann aber auch zu schützen gilt. Und dass es ein jüdisches Leben in Deutschland überhaupt wieder gibt, ist wahrlich keine Selbstverständlichkeit. Dafür können wir nicht nur in den Schum-Städten entlang des Rheins dankbar sein. Dafür müssen wir auch etwas tun, indem wir jeder Form von Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus zu jeder Zeit sofort entgegentreten.

Meistgelesene Leitartikel & Kommentare