Gute Nachricht für den Nahen Osten

von Hartmut Metzger

Hartmut Metzger

Wenn der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman dem Staat Israel ein Existenzrecht zuspricht, ist das eine gute Nachricht für die Menschen im Nahen Osten, die eine seit Jahrzehnten festgefahrene Situation grundsätzlich verändern kann. Alle Menschen hätten das Recht, friedlich in ihrem Staat zu leben, sagte der 32-Jährige einem US-Magazin: „Ich glaube, dass Palästinenser und Israelis das Recht auf ihr eigenes Land haben.“ Wer einen solchen Satz allein mit der wachsenden Rivalität zwischen Iran und Saudi-Arabien erklären will, hat den Nahen Osten nicht verstanden: die Palästinenser nicht und das arabische Trauma des Sechs-Tage-Kriegs schon gar nicht.

Nicht von ungefähr beharren die Saudis darauf, Israel erst anzuerkennen, wenn es sich aus den besetzten Gebieten zurückzieht. Wie sieht das heute aus? In den Tagen vom 5. bis 10. Juni 1967 hat Israel in einem Akt der Überlegenheit mit einem Präventivschlag auf Ägypten, Jordanien und Syrien die arabische Welt gedemütigt. Am Ende des sechsten Tages kontrollierte Israel auch den Gazastreifen, die Sinai-Halbinsel, die Golanhöhen, das Westjordanland und Ostjerusalem.

Im Vergleich zum kriegerischen Denken der Vergangenheit schlägt der junge saudische Kronprinz absolut neue Töne an. Er nennt Israel eine große Wirtschaftsmacht, mit der man viele Interessen teile. Findet hier etwa ein pragmatischer Paradigmenwechsel statt, weil Erdöl künftig nicht mehr die große Rolle spielt? Den Menschen im Nahen Osten, insbesondere den arabischen Israelis und den Palästinensern (im Westjordanland und im Gazastreifen) wäre ein solches Umdenken nach 70 Jahren Krieg nur zu gönnen. Es gibt Hoffnung in diesem so schönen und so geschundenen Land.

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