Gott treibt der Fifa Schweiß auf die Stirn

von Florian Riesterer

Florian Riesterer

Vor drei Jahren provozierte der ehemalige Fifa-Chef Sepp Blatter mit der Aussage, der Fußball-Weltverband sei einflussreicher als jede andere Religion. Vergleicht man die Reichweite eines Fußballendspiels mit der einer Papstpredigt, ist man geneigt zuzustimmen. Doch sicher ist sich die Fifa da nicht. Zumindest duldet sie keine anderen Götter neben sich. Dem brasilianischen Verband wurde jetzt nahegelegt, dafür zu sorgen, dass sich Szenen wie im vergangenen Jahr beim Confed Cup bei der Weltmeisterschaft nicht wiederholen. Damals hatte das brasilianische Fußballteam auf dem Platz vor dem Spiel zusammen gebetet.

Viele Spieler der Selecao sind überzeugte Christen, darunter etliche Evangelikale. ­Superstar Neymar trug bei den Olympischen Spielen in Rio ein Stirnband mit der Aufschrift „100 Prozent Jesus“. Im deutschen Team bekennen sich unter anderem Joshua Kimmich und Jerome Boateng zu ihrem christlichen Glauben. Gemeinsame Gebete der Mannschaft gab es noch keine, vielleicht ist dies aber auch der deutschen Mentalität geschuldet, die weniger nach außen drängt.

So oder so: Viele Fußballspieler bekreuzigen sich bei der Einwechslung oder wenn sie ein Tor geschossen haben. Weithin sichtbar vor aller Augen im Stadion. Sie tun das aber nicht aus einem Missionsgedanken heraus, sondern ganz uneigennützig, oder besser: Weil es ihnen selbst Kraft gibt, weil sie Gott danken oder seinen Beistand erbitten. Das treibt der Fifa, die ihr Verhalten mit dem ­generellen Verbot zur Äußerung politischer oder religiöser Botschaften begründet, den Schweiß auf die Stirn. Die Spieler sollen ­lieber für die milliardenschweren Firmen, die das Fußballrad in Schwung halten, ­laufen. Gelder von Gott fließen keine.

Meistgelesene Leitartikel & Kommentare