Gedenkstättenfahrt als Herausforderung

von Florian Riesterer

Florian Riesterer

Ob verpflichtend festgeschrieben im Lehrplan oder nicht, in einem Punkt waren sich bei der Fachtagung Gedenkpädagogik im Ernst-Bloch-Zentrum Ludwigshafen alle ­einig: Der Besuch von KZ-Gedenkstätten ist neben dem Einladen von Zeitzeugen oder der Mitarbeit bei lokalen Initiativen wie „Ludwigshafen setzt Stolpersteine“ ein wichtiger Teil der Erinnerungsarbeit an Schulen. Damit ein Gedenkstättenbesuch aber tatsächlich zur „Präventionsarbeit für die Demokratie“ wird, wie Bildungsministerin Hubig betonte, bedarf es auf mehreren Ebenen Anstrengungen.

Lehrer müssen genügend Zeit bekommen, den Besuch vor- und nachzubereiten. Ansonsten bleibt nicht mehr haften als eine Faszination am Grauen, emotionale Überforderung oder ein sich Sperren gegen die Auseinandersetzung mit der Geschichte. Keinem Lehrer kann daran gelegen sein, eine solche Exkursion nur dazwischenzuschieben. Auf der anderen Seite sind die Gedenkstätten pädagogisch gefordert. Weg von monologischer Information, hin zur Kommunikation mit den Schülern, forderte zu Recht Jörg Skriebeleit, Gedenkstättenleiter in Flossenbürg. Dafür braucht es geschultes Personal.

Mehr als 70 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg geht es um nichts weniger, als die Relevanz des Gewesenen für das Leben heute deutlich zu machen: eine gewaltige Herausforderung, bringt doch jeder eine andere Lebensgeschichte mit. Wer Fluchterfahrung hat, wird den Besuch anders erleben als jemand, der in seiner Familie um ehemalige Täter weiß. Wer türkische Wurzeln hat wieder anders als jemand, dessen Familie aus Deutschland stammt. Unterschiedliche Konzepte sind notwendig. Dann können solche Fahrten die Demokratie stärken.

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