Für Europa läuft es absolut nicht gut

von Hartmut Metzger

Hartmut Metzger

Da erklärt sich der kleine „Diktator“ aus ­Ungarn (eine durchaus zutreffende Bezeichnung Jean-Claude Junckers für Viktor ­Orban) beim EU-Sondertreffen zur Flüchtlingskrise zum „Beobachter“ der Vorgänge, schließlich hat er seinen Zaun ja schon ­gebaut. Gleichzeitig triumphiert Jaroslaw Kaczynski mit seiner erzkonservativen Partei bei den ­Wahlen in Polen, was für eine konstruktive Flüchtlingspolitik wenig erhoffen lässt. Und in Brüssel zeigen selbst die zehn am stärksten geforderten EU-Länder samt ­Serbien, Mazedonien und Albanien, dass sie sich nicht einig sind.

Zehntausende Flüchtlinge fliehen über die Balkanroute in Richtung Westeuropa. Sie haben kein Dach über dem Kopf, sie frieren, sie hungern, und sie haben keine trockene Kleidung. Nach Einschätzung der EU droht eine humanitäre Katastrophe. Um diese abzuwenden, sollen 100 000 Plätze zur Unterbringung von Flüchtlingen geschaffen werden. Davon sollten 50 000 Plätze in Griechenland entstehen. Slowenien hatte aber schon am vergangenen Wochenende gemeldet, dass allein an einem einzigen Tag 15 000 Flüchtlinge über Kroatien ins Land gekommen seien.

Für Europa läuft es absolut nicht gut. Europa offenbart sich immer mehr als ein Konvolut nationaler Egoismen, das nur einer obersten Prämisse folgt: Wir nehmen mit, was auch immer geht, aber die Probleme der anderen gehen uns nichts an. So kann Europa auf Dauer nicht funktionieren. Europa ist nicht dafür da, ungarische und polnische Zäunebauer oder britische Insulaner auszuhalten. Europa ist die aus der grausamen Geschichte zweier Weltkriege geborene Idee einer solidarischen Staatengemeinschaft. Diese Idee droht angesichts der Flüchtlingskrise unglücklich zu scheitern.

Meistgelesene Leitartikel & Kommentare