Eine Studie mit fraglichem Ergebnis

von Martin Schuck

Martin Schuck

Für alles scheint es wissenschaftliche Studien zu geben. Jetzt gibt es auch eine Studie, die nachweisen will, dass Christen gegenüber Migranten skeptischer sind als Konfessionslose. Diese Studie beruht auf einer Telefonumfrage, die das amerikanische Meinungsforschungsinstitut Pew Research Center in 24 westeuropäischen Ländern gemacht hat. Dazu wurden 24000 Erwachsene befragt, in jedem Land mindestens 1500. Die Hälfte von ihnen, so die Autoren, seien keine praktizierenden Christen gewesen.

Als zentrale Aussage führt die Studie an: „Sowohl praktizierende als auch nicht praktizierende Christen neigen eher als Konfessionslose dazu, sich negativ über Zuwanderer und andere Gruppen zu äußern.“ Der Eindruck, der durch oberflächliches Lesen entsteht, lautet also: „Christen sind intoleranter gegenüber Migranten und Menschen anderer Religion als Konfessionslose.“

Damit scheint ein amerikanisches Meinungsforschungsinstitut dem Eindruck zu widersprechen, dass gerade Christen überdurchschnittlich aktiv sind, wenn es um Hilfe für Flüchtlinge geht. Aber ein differenziertes Lesen lässt Zweifel an der Studie entstehen. So hat das Institut nicht berücksichtigt, dass es in Europa unterschiedliche Formen der Integration der Kirche in das staatliche System gibt. Erwischt man im lutherischen Schweden einen Konfessionslosen, hat dieser mit hoher Wahrscheinlichkeit selbst Migrationshintergrund. Im laizistischen Frankreich stellt sich das ganz anders dar. Gut, dass die Studie wenigstens feststellt, dass es regionale Unterschiede gibt. So unterschiedlich der politische Umgang mit Migration in den europäischen Staaten ist, so differenziert sind auch die Haltungen der Christen in den jeweiligen Ländern zu Migranten.

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