Ein Europa mit ungewisser Zukunft

von Hartmut Metzger

Hartmut Metzger

„Misstrauen ist ein Zeichen von Schwäche“, ein Zitat, das Mahatma Gandhi, dem großen Pazifisten des frühen 20. Jahrhunderts, zugeschrieben wird. Aber wer ist jetzt tatsächlich schwächer, die EU oder Griechenland, das dem Euro-Raum nur noch infolge einer langen Reihe finanzpolitischer Gnadenakte angehört? In Deutschland ist Insolvenzverschleppung eine Straftat, die bis zu drei Jahre Freiheitsstrafe beschert. Für EU-Politiker gilt eine solche Regelung leider nicht.

„Die wichtigste Währung ist verschwunden: Vertrauen“, sagt Bundeskanzlerin Angela Merkel zu Beginn des „Finales“ in Brüssel, das keines war, weil es nur einen neuen ­Anfang markiert. Und Angela Merkel trifft damit den Kern des griechisch-europäischen Problems. Wo Vertrauen zerstört ist, wächst neues Zutrauen auf eine gemeinsame Zukunft nur sehr schwer. Da demonstrieren Griechen auf den Straßen von Athen gegen die neue europäische 80-Milliarden-Euro-­Erpressung; insbesondere durch die Deutschen. Da gibt es in Deutschland eine Mehrheit für den Rauswurf der Griechen aus dem Euro. Und dazwischen gibt es jede Menge Trickserei – in Athen und in Berlin.

Wenn Angela Merkel nun sagt, dass bei dieser Brüsseler Absichtserklärung einer ­Einigung die Vorteile die Nachteile überwiegen, ist das nur ein Ausdruck dieser allgemeinen europäischen Verunsicherung. Eine ehrliche Umsetzung der neuerlichen Versprechungen traut dieser griechischen Regierung sowieso niemand wirklich zu. Sie ist durch die bewusste Täuschung ihrer Wähler an die Macht gekommen und inzwischen mehrfach an der Realität gescheitert. Es steht zu befürchten, dass in dieser griechischen Tragödie des europäischen Vertrauens noch lange nicht der Vorhang fällt.

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