Donald Trump in bester Gesellschaft

von Martin Schuck

Martin Schuck

Der Nahe Osten gleicht einem Pulverfass, und da bedarf es manchmal nur eines kleinen Funkens, um eine Explosion auszulösen. Und vielleicht war das Attentat der amerikanischen Streitkräfte im Irak auf einen prominenten iranischen General mehr als nur ein kleiner Funke. Man kann deshalb von Glück reden, wenn es nicht zur großen Explosion kommt, weil der Iran Vergeltung gegen amerikanische Soldaten und Einrichtungen angedroht hat und der amerikanische Präsident Donald Trump nach dieser Drohung noch härtere Bestrafungen in Aussicht stellt.

Normalerweise wäre jetzt die Stunde der klugen Diplomaten und Außenpolitiker gekommen, die sich bemühen, den Konflikt zu entschärfen. Aber Präsident Trump greift zur ganz großen Keule: Man habe 52 Ziele im Iran ausgesucht, die im Falle eines Vergeltungsschlags zerstört würden. Darunter seien auch für den Iran wichtige Kulturdenkmäler, twittert Trump. 52 Ziele deshalb, weil diese Zahl an die 52 Diplomaten erinnere, die bei der Besetzung der amerikanischen Botschaft in Teheran von November 1979 bis Januar 1981 gefangen gehalten wurden.

Die Tatsache, dass ein amerikanischer Präsident mit der Zerstörung von Denkmälern einer jahrtausendealten Kultur droht, zeigt den moralischen Verfall der derzeitigen politischen Führung in den Vereinigten Staaten. Die letzten bekannten Fälle einer gezielten Zerstörung von Kulturdenkmälern stammen von Milizen des „Islamischen Staats“, die im syrischen Palmyra sowie in Ninive und Nimrud im Irak von der Unesco geschützte Denkmäler zerstörten, ebenso wie die Taliban, die in Afghanistan wertvolle Buddha-Statuen sprengten. Da erstaunt es schon, dass sich ein amerikanischer Präsident in diese Gesellschaft begeben möchte.

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