Die Wehrpflicht ist der falsche Weg

von Martin Schuck

Martin Schuck

Als vor sieben Jahren die Wehrpflicht abgeschafft wurde, waren alle erleichtert, dass ­eine große Gerechtigkeitslücke geschlossen werden konnte. Seit die Bundeswehr auch Frauen beschäftigte, war nicht mehr vermittelbar, wieso junge Männer in der Armee ­dienen mussten oder zu einem Ersatzdienst herangezogen wurden und Frauen nicht. In der Bundeswehr selbst war man nicht allzu traurig, dass die kostspielige Ausbildung für Rekruten wegfiel, die für neue Aufgaben der Bundeswehr wie etwa Auslandseinsätze ­sowieso nicht tauglich waren. Auch in den sozialen Einrichtungen trauerte man nur kurz den Zivildienstleistenden nach. Der neu entstandene Bundesfreiwilligendienst kompensierte den Ausfall der „Zivis“.

Die neue Diskussion um die Wiedereinführung des Wehrdienstes oder eines verpflichtenden Dienstes für die Gesellschaft erscheint deshalb als Sommerlochdebatte. ­Alle winken ab und verweisen auf hohe ­Kosten, verfassungsrechtliche Probleme und fehlenden Bedarf an zwangsverpflichteten Schulabgängern. Die Debatte, so viel scheint sicher, wird also im Sand verlaufen.

Allerdings sind die Motive, die zu dem ­Vorschlag zur Wiedereinführung der Wehrpflicht geführt haben, nicht von der Hand zu weisen. Bundeswehrsoldaten galten immer als „Bürger in Uniform“. Und tatsächlich gab es Verbindungen zwischen der Bundeswehr und anderen Teilen der Gesellschaft, weil viele diese Institution aus eigenem Erleben kannten. Heute dagegen ist die Bundeswehr für viele „ein unbekanntes Wesen“, wie es ein ehemaliger General ausgedrückt hat. ­Eine Diskussion über die Rolle des Militärs in der Gesellschaft ist deshalb notwendig. Die Wiedereinführung der Wehrpflicht zu diskutieren, ist aber der falsche Weg.

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