Die Synode ist trotz der Gruppen souverän

von Hartmut Metzger

Hartmut Metzger

Seit einem bunten Abend der pfälzischen Landessynode anlässlich einer Tagung im badischen Bad Herrenalb ist in der Öffentlichkeit bekannt, dass es so etwas wie kirchenpolitische Gruppen in den Reihen der Synode gibt. Die fröhliche Feier ereignete sich bereits am 19. Mai 1987, kurz vor der Wahl eines Oberkirchenrats, und die tatsächliche Existenz der Gruppen war eigentlich nur insofern interessant als sie bis dahin hartnäckig verschwiegen und geleugnet wurde: Ja, man trifft sich hier und da, man redet miteinander und tauscht sich aus. Dass es dabei aber vor allem in Personalfragen um verbindliche Absprachen ging, wurde verschämt bestritten. Man hatte ein schlechtes Gewissen bei diesem vorsynodalen Tun. Diese Probleme haben die Synodalen heutzutage nicht.

Zwar sind die Absprachen vor allem in Personalfragen bis heute eine nicht unproblematische Gratwanderung zwischen „Hinterzimmerpolitik“ und synodaler Entscheidung des Plenums, aber ohne eine verantwortungsbewusste Vorbereitung durch ihre Gruppen funktioniert die Synode nicht. So kann Kirchenpräsident Christian Schad in einer Pressekonferenz ganz selbstverständlich an die derzeit vier synodalen Gruppen appellieren, sich wieder verstärkt um Konsens zu ­bemühen. Vor 30 Jahren wäre eine solche Äußerung noch ein Ding der Unmöglichkeit gewesen.

Anlass für Schads Appell war die ­gescheiterte Wahl eines Oberkirchenrats. Das ist in der vorigen Woche nicht zum ersten und sicherlich auch nicht zum letzten Mal geschehen. In drei Wahlgängen konnte keiner der beiden Kandidaten die Mehrheit der anwesenden Synodalen auf sich vereinen: 13 bis 14 stimmten jeweils mit Enthaltung oder gar mit „ungültig“ ab. Die Synode wollte also keinen der beiden Kandidaten zum Oberkirchenrat wählen, obwohl Dekan Jung als Kandidat von drei der vier Gruppen galt und Pfarrer Schuck als Unabhängiger mit theologischem Profil ins Rennen ging. Das ist kein Beinbruch und kein Verschleiß von Kandidaten, das ist die Entscheidung der Synode, und diese zeigt sich in diesem Fall auch gegenüber den erfolgten ­Absprachen souverän.

Kirchenpräsident Schad traf den ­Nagel auf den Kopf, als er sagte, dass man nicht ständig die Bedeutung der presbyterial-synodalen Struktur betonen und dann eine solche Entscheidung der Synode kritisieren könne. Wer sich einer demokratischen Wahl stellt, muss immer mit Zweierlei ­rechnen: dass er gewählt wird – oder nicht. Wenn die kirchenpolitischen Gruppen jedoch die Vorabverteilung der Leitungspöstchen nach Proporz betreiben, führen sie dieses demokratische Prinzip ad absurdum und untergraben die presbyterial-synodale Verfassung der Landeskirche. Dann muss die Kirchenverfassung umgeschrieben werden, und das Plenum der pfälzischen Synode wird nicht mehr nach Kirchenbezirken geordnet, sondern nach Fraktionen getrennt besetzt.

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