Die Pfarrer und ihre erste Gemeinde

von Klaus Koch

Klaus Koch

Bei manchen rollen die Augen, bei anderen glänzen sie. Ein Pfarrer kann in einer Gemeinde ganz unterschiedliche Reaktionen hervorrufen. Einige rufen wahre Begeisterung hervor, andere eher Vorbehalte. Außerdem gibt es in vielen Gemeinden ehemalige Pfarrer, die zur Legende geworden sind. Meist ist das Legendäre umso größer, je weiter die Amtszeit des betreffenden Seelsorgers zurückliegt. Kein Wunder also, dass gerade Berufsanfänger mit einiger Nervosität ihrer ersten Pfarrstelle entgegensehen.

Und das nicht zu Unrecht. Spannungen in Kirchengemeinden gibt es schließlich, seit es Gemeinden gibt. Bereits in seinem ersten Brief an die Gemeinde in Korinth muss der Apostel Paulus streng schlichten. Gab es doch einzelne Gruppen in der Gemeinde, die sich jeweils anderen Anführern verbunden fühlten. „Wie?“, schreibt Paulus, „Ist Christus etwa zerteilt?“ Diese Frage ist auch fast 2000 Jahre später noch aktuell. Immerhin gerät sogar die pfälzische Landessynode in einige Wallung, wenn sie das Pfarrerbild ­diskutiert. Was erwartet eine moderne Gemeinde von ihrem Pfarrer? Was erwartet ein ­moderner Pfarrer von seiner Gemeinde?

Darauf gibt es leider – oder vielleicht auch Gott sei Dank – keine eindeutige Antwort. Deshalb ist jedem Berufsanfänger eine offene Gemeinde zu wünschen, in der kein Schatten eines Vorgängers die Atmosphäre verdunkelt und in der er Sprüche wie „Das haben wir schon immer so gemacht“ oder „Das haben wir noch nie gemacht“ nicht ­hören muss. Wenn dann der Neue sich in der Gemeindearbeit an den Rat des Paulus im 1. Thessalonicher hält, sind die Chancen auf eine gute Zusammenarbeit gar nicht so schlecht. Ach ja, der Rat lautet: Prüfet aber alles, und das Gute behaltet.

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