Der Klimawandel betrifft uns persönlich

von Stefanie Bock

Stefanie Bock

Während Corona im Februar dieses Jahres die Stadt Wuhan in Angst versetzte, nahm die restliche Welt es als lokales Problem wahr. Unbeschwert schunkelten die Menschen zu Faschingsschlagern und stießen in Skigebieten mit Aperol Spritz auf eine traumhafte Talabfahrt an. Doch Corona war kein weit entfernt wütendes Virus. Innerhalb weniger Wochen stellte es unser Leben auf den Kopf.

Ganz ähnlich läuft es mit dem Klimawandel. Ein bisschen Sorgen bereitet er auch hierzulande, doch unter dem Strich sind die Überschwemmungen in China, die Buschfeuer in Australien, das Sterben der Korallenriffe weit weg. Das ist fatal. Der Niederschlag im Juli war nicht mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein. Und er zeigt wieder eine Parallele zu Corona: Kaum gehen die Zahlen zurück, glauben die Menschen, die Krise sei vorbei. Kaum regnet es, denken sie, Trockenheit sei kein Thema mehr.

Doch Dürre und Starkregen gehören inzwischen zu Deutschland. Landwirte fürchten Ernteausfälle, bangen um Futter für ihre Milchkühe, Binnenschiffer blicken ängstlich auf die sinkenden Pegelstände, der Wald vertrocknet. Der von Menschen verursachte Temperaturanstieg ist beispiellos. Die Weltwetterorganisation warnt, dass die globale Durchschnittstemperatur bereits bis 2024 auf 1,5 Grad über das vorindustrielle Niveau steigen könnte. Die Wahrscheinlichkeit, dass dies mindestens in einem Monat des Jahres eintrete, liege bei bis zu 70 Prozent. Experten rechnen dann mit irreversiblen Folgen, die eine weitere Erwärmung verstärken. Wir müssen mit den Folgen leben. Es ist lobenswert, wie Wissenschaftler, Landwirte und Forstwirte nach Pflanzen suchen, die den neuen klimatischen Verhältnissen besser gewachsen sind. Doch eine Garantie, dass sie das perfekte Getreide, das beste Nadelgehölz finden, gibt es nicht.

Die Klimaerwärmung ist ein ernst zu nehmendes Problem. Wir sollten es nicht abtun nach dem Motto „Es wird schon nicht so schlimm“. 72 Prozent der Australier sagen, die Klimaerwärmung betrifft sie persönlich. So weit sind wir noch lange nicht. Die Corona-Pandemie hat uns Furchtbares beschert. Doch etwas Positives gibt es auch: Solidarität. Es ist möglich, etwas zu verändern. Es gilt jetzt, unser Leben zu überdenken. Die Zeiten halbherzigen Agierens müssen vorbei sein ebenso wie eine Unterordnung hinter wirtschaftlichen Interessen. Warum nicht ein Unterrichtsfach Klimaerwärmung neben Mathe, Englisch und Wirtschaft an den Schulen einführen?

Die Wissenschaft weiß so viel über den Klimawandel wie nie. Umgesetzt ins tägliche Leben ist das nicht: Wie viele neue Baugebiete verträgt der Grundwasserpegel? Wie wollen wir Verteilungskämpfe ums Wasser gestalten? Diese und weitere Fragen müssen wir klären. Der sorgsame Umgang mit der Schöpfung muss allen in Fleisch und Blut übergehen wie Hygieneregeln während der Corona-Pandemie.

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